Mal angenommen, Sie wären Chef eines traditionsreichen Fahrradverleihs in einer europäischen Metropole und all ihre Räder wären in einer Farbe lackiert, sagen wir mal gelb, und überall in der Stadt gut sichtbar. Dummerweise kopiert mit der Zeit die Konkurrenz die Idee, so dass neben gelben auch grüne, rote oder blaue Räder durch die City fahren. Was nun, um sich von der Konkurrenz zu differenzieren?
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Das Amsterdamer Kreativteam Wilmar Versprille und Matthijs Groos fand für den lokalen Fahrradverleih yellowbike eine witzige Lösung: Yellowbackie, den gelben Fahrradträger, der Touristen der Stadt zum Mitfahren einlädt. Jeder Amsterdamer, der Fahrrad-Taxi für Touris spielen möchte, um ihnen seine Stadt persönlich zu zeigen, bekommt umsonst einen gelb lackierten Radlträger, auf dem er Beifahrer mitnehmen kann. Die Aktion erzielte ein Riesen-Medienecho. Ich finde: Clevere PR und eine sympathische Idee für eine Fahrrad-Metropole wie Amsterdam, um international Gastfreundschaft auszustrahlen. In Deutschland wäre die Idee, so meine Vermutung, nach einer Minute Diskussion mit der Rechtsabteilung gescheitert und eine Diskussion über die Fahrerhaftung und das Maximalgewicht des Beifahrers entstanden.
Nach ihrer gelungenen Premiere im vergangenen Jahr schaffte es die ubx, die von der Münchner Agentur Virtual Identity organisierte Konferenz für useful brand experience, auch in diesem Jahr neben Yellowbackie mit vielen plastischen Beispielen zu zeigen, dass Marken Kommunikation auch anders interpretieren können. Aber sie zeigte auch, dass der Anspruch, Marken sollen die Welt dauerhaft zum Besseren verändern, für die allerwenigsten Brands einlösbar sein wird.
Besonders deutlich wurde das einem Beispiel: Für die Einführung des neuen 7ers, des Flaggschiffs von BMW, wählte die österreichische Agentur Demner Merlicek und Bergmann ein Feature des neuen Wagens für die Kommunikation aus: Night Vision, ein System, das Fahrer vor unbeleuchteten Fußgängern und größeren Tieren warnt. Dabei nimmt eine Infrarotkamera den Bereich vor dem Fahrzeug auf, erkennt Menschen und größere Tiere und markiert diese im Wärmebild dementsprechend in einem helleren (Personen) und einem dunkleren (größere Tiere) Gelb. An Straßenpassagen in Österreich, die besonders von Unfällen durch Wildwechsel betroffen waren, wurden digitale Plakate montiert, die für Fahrer aller Marken das Bild zeigten, dass der 7er Fahrer mit Night Vision sehen würde – also auch die Tiere im angrenzenden Wald. Die Folge: Nach Angaben von BMW ereigneten sich im Aktionszeitraum auf den Strecken mit Billboards keine Unfälle.
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Eigentlich ein schöner Erfolg. Dumm nur, dass BMW die Billboards am Ende der Cannes-prämierten Kampagne (ein silberner Löwe) wieder abmontieren ließ. „Das Mediabudget war ausgeschöpft“, begründete BMW-Marketer Michael Bachmaier auf der ubx. Finanziell durchaus verständlich, aber vielleicht hätten sich ja auch Co-Sponsoren gefunden, die diese Maßnahme zur Verkehrssicherheit dauerhaft mitgetragen hätten. Bei etlichen ubx-Besuchern hinterließ das Entfernen der digitalen Plakate einen schalen Nachgeschmack. Wie glaubwürdig sind Marken, die sich nur innerhalb des eines Kampagnen-Zeitraums nützlich machen? Konterkariert das nicht den eigentlichen Zweck der Aktion? Oder ist es im Gegenteil aus Markensicht sogar gewollt, dass nur 7er-bzw. BMW-Fahrer das Feature einsetzen können? Und ein bißchen arg idealistisch, von Marken und Wirtschaftsunternehmen zu verlangen, dass sie sich altruistisch engagieren?
Useful Brand Experience, das zeigt die ubx16 deutlich, steht immer unter dem Finanzierungsvorbehalt. Nur Marken, die dauerhaft Geld verdienen, können sich nachhaltig nützlich machen. Gleichzeitig steigt die Erwartungshaltung von immer mehr Menschen in einer weitgehend satten Konsumgesellschaft an Marken: Sie sollen etwas bieten, was über den reinen Produktnutzen hinausgeht. Es liegt an den Produkt- und Markenverantwortlichen sowie den Kreativen, diesen Widerspruch dauerhaft auf- und einzulösen. Der Weg dahin ist eigentlich ganz einfach: „Sei interessiert, sei interessant!“, forderte ubx-Keynote-Speaker Gunter Dueck von den Teilnehmern. Die ubx selbst hat diesen Anspruch als Konferenz für nützliche Werbung jedenfalls auch in ihrem zweiten Jahr eingelöst.

Stellen Sie sich vor, Sie sind für eine nicht ganz kleine Veranstaltung verantwortlich. Sie fühlen sich Rockstargleich, weil Sie auf einer Bühne gigantischen Ausmasses stehen und Tausende junger Menschen Ihnen an den Lippen hängen. Und da sitzt neben Ihnen auf der Bühne auch noch einer Ihrer Großsponsoren. Und der COO dieses Ladens, selbst ein ganz schön cooler Hund, sagt gerade deutlich vernehmlich, dass er ihre Veranstaltung ziemlich „handgeklöppelt“ findet. Auch deshalb, weil die Toiletten backstage wohl Schwächen hätten. Das wisse der Moderator ja, weil er sich gerade selbst hinter der Halle im Freien erleichert hätte.
Und jetzt? Rot werden, im Boden versinken, Hustenanfall bekommen? Philipp Westermeyer, Moderator der Online Marketing Rockstars, entschied sich nach kurzer Irritation einfach fürs Weitermachen, obwohl ihn Christian Schmalzl, COO von Ströer, ihn gerade öffentlich als „Wildpinkler“ geoutet hatte. Ganz schön cool, oder?
Willkommen bei den Online Marketing Rockstars, die aus vielen Gründen keine „normale“ Fachkonferenz sind. Unter den offiziell gemeldeten über 16.000 Besuchern waren in diesem Jahr viele Premierengäste, die wohl –wie ich – aus Neugier gekommen sind und weil die OMR-Macher richtig gute Marketer in eigener Sache sind.

Prominent besetzte OMR-Bar (v.l.n.r.): Christoph Metzelder (JvMSports), Micky Beisenherz (Moderator und Autor), Jessica Peppel-Schulz (UDG) und Michael Trautmann (Thjnk)
Prominent besetzte OMR-Bar (v.l.n.r.): Christoph Metzelder (JvMSports), Micky Beisenherz (Moderator und Autor), Jessica Peppel-Schulz (UDG) und Michael Trautmann (Thjnk)

Und, was fühlt der Premierengast, während die Twitter-Timeline (#OMR16) in Superlativen schwelgt? Hier mein persönliches Fazit:

Die Online Marketing-Rockstars sind…

eine 1A-Show, die gut organisiert und top inszeniert ist: Jan Delay und Udo Lindenberg vor der Kaffeepause sind schwer zu toppen (wenn man deren Musik mag) und den Sound-Opener zur Konferenz konnten auch Taube fühlen. Mal ganz abgesehen von den Riesen-Screens und den Lichteffekten.

Hinterm Horizont gings weiter: Jan Delay holte vor der Kaffeepause mal eben Udo Lindenberg auf die Bühne
Hinterm Horizont gings weiter: Jan Delay holte vor der Kaffeepause mal eben Udo Lindenberg auf die Bühne

die größte Tagesvorlesung für den Online-Nachwuchs: Die Riesenbühne von gefühlten 100 Meter Länge wurde nur getoppt durch die Disziplin, mit der viele Besucher, die keinen Platz mehr im gigantischen Auditorium fanden, etliche Speaker durchstanden – im wahrsten Sinne des Wortes
– das Business-Event für die Generation Instagram und die nächste Generation der Marketers
der Meeting-Point der Unicorn-Wannabes: jede Menge leuchtende Augen bei den meist Mit- bis Endzwanzigern im Publikum, wenn auf der Bühne einerseits mit Millionen- und Milliarden-Umsätzen jongliert wurde und anderseits Fallbeispiele vorgestellt wurden (z.B. My Little Paris von Fany Péchiodat), wie aus der Leidenschaft einer einzelnen und aus einem Newsletter ein international tätiges Unternehmen werden kann
eine Konferenz mit inspirierenden und unterhaltenden Speakern: Keynote-Opener Scott Galloway, Professor an der NEW York University, präsentierte nicht nur seine spannende Sicht der Entwicklung („alles außer den GAFA/GoogleAmazonFacebookApple hat langfristig kaum eine Chance“), sondern perfomte eindrucksvoll auch als Adele-Double.
Adele Galloway
Mondelez-Social Guru Bonin Bough ging mit seinen OREO-Cases niemanden auf den Keks. Ganz im Gegenteil: Wer so präsentiert, steht eher im Verdacht, dass er was Besonderes im Keks hatte.
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– ein Ort auf dem gestandene Chefredakteure Tech-Redakteure via T-Shirt-Werbung suchen (auch sonst wäre die OMR ein absoluter Fundus für clevere Recruiter)
cooles Abend-Entertainment (muss ich der Timeline glauben, ohne einen der Gigs mit Deichkind und Fettes Brot persönlich besucht zu haben)
– ein prima Umfeld für die Sponsoren, wenn Sie denn KEINE Verkaufsveranstaltung (auch auf der Bühne) abziehen. Aber da konnte sich jeder selbst ein BILD machen.

Die Online Marketing Rockstars sind aber…

keine Lobby-Veranstaltung für Werbung – gleich welcher Gattung: Etliche der präsentierten Cases legten Wert auf die Tatsache, dass Ihr Erfolg ganz ohne klassische Werbung (auch ohne Displaywerbung) zustande gekommen ist. Nur durch Viralität und die Kraft der jeweiligen Community (wie theshaderoom.com und My litte Paris). Marketing à la Rockstars hat nichts mit der üblichen „Werbung“ der letzten Jahrzehnte zu tun.
keine Messe für schnelle Leads und Sales: die erstmals angebotene Messehalle am ersten Tag war zwar voll mit Besuchern, aber ohne jeglichen Charme und wohl auch ohne allzu viel Entscheider-Leads für die Standbesitzer. Business wurde – so das Fazit einiger Aussteller – eher weniger gemacht.

AdFraud-Diskussion am Messetag (v.l.n.r.): Moderator Roland Eisenbrand (OMR), Julian Simons (mediascale), den Rest muss ich noch nachreichen
AdFraud-Diskussion am Messetag (v.l.n.r.): Moderator Roland Eisenbrand (OMR), Julian Simons (mediascale), Olaf Mahr (Integral AdScience), Alexander Gösswein (Criteo), Ulrich Hegge (Appnexus)

– noch kein Treffpunkt für das große Media-Business…: Erste Agentur-Chefs wurden gesichtet. Die, die nicht da waren, haben wahrscheinlich jemand zum Auskundschaften geschickt. Aber Möglichkeiten, sich in Ruhe zum Gespräch zu treffen, wären auf der OMR auch eher spärlich vorhanden gewesen.
-…und deshalb auch kein Ersatz für die dmexco oder die Internet World (aber eine prima Ergänzung) und keine Konkurenz für Hardcore-Fachkonferenzen wie d3con, tactixx oder den Performance Marketing Summit
Bei der Selbstinszenierung schwankte die OMR zwischen pubertärem Protz (gebrandeter Heli vor der Halle, der aber nie flog) und dem äußerst kühlen Charme normaler Messehallen. Die Speakerbesetzung und –dramaturgie war großes Kino, weil eben (größtenteils) keine Verkaufsshow geboten wurde. Manchmal fühlte man sich aber stimmungstechnisch an die New Economy-Euphorie Anfang des Jahrtausends erinnert. Und das angesichts eines Sterbens vieler AdTech-Unternehmen, wie Scott Galloway prognostizierte.
Der Heli war da und gebrandet. Abgehoben ist er wohl nicht.
Der Heli war da und gebrandet. Abgehoben ist er wohl nicht.

Ob der OMR-Besuch etwas für Ihr Business bringt? Die ein oder andere Inspiration, möglicherweise! Wenn nicht, hat er wenigstens Spaß gemacht. Und das können in Deutschland nicht viele Business-Konferenzen von sich behaupten. Also, buchen Sie Ihre Tickets für die Online Marketing Rockstars 2017 (am 2. und 3. März), solange Ihr Controlling diesen Text noch nicht gelesen hat.
P.S.: Die Kollegin Susanne Gillner von der Internet World zieht in ihrer Rockstars Review übrigens ein wesentlich positiveres Fazit der Messe.
 
 

Am 25. Januar wurden die Goldenen Blogger an die besten Blogger des Jahres verliehen – zum mittlerweile neunten Mal: Von Snapchattern über Newsletter(-er) (Bester Blogger ohne Blog, aber mit Newsletter), Fachblogger, Politikblogger und eben auch Videoblogger. In dieser Kategorie – nominieren konnte die Netzgemeinde, die Auswahl traf die Jury bestehend aus den Bloggern und Digital Influencern Franziska Bluhm, Christiane Link, Daniel Fiene und Thomas Knüwer – siegte die Prenzlschwäbin. Ihre Mitnominierten – wie das Neo Magazin Royale mit Jan Böhmermann – ließ sie locker hinter sich. Für mich Grund genug mir mal anzuschauen, wer diese Prenzlschwäbin ist und was sie so erfolgreich macht.

Wer isch des jedzd?

Hinter dem Pseudonym der Prenzlschwäbin verbirgt sich die gebürtige Schwäbin und Schauspielerin Bärbel Stolz. Sie zog 1996 von einem kleinen Dorf auf der Schwäbischen Alb nach Berlin – genauer nach „Prenzlberg“. Gemeinsam mit ihrem Mann und ihrem Bruder dreht sie seit ungefähr zwei Jahren kurze Videos, in denen sie die Schwaben in Berlin aufs Korn nimmt – als die wohl nervigste Schwäbin, die jemals den Prenzlauer Berg unsicher gemacht hat.

Prenzlschwaebin
Bärbel Stolz alias die Prenzlschwäbin kann auch herrlich über Ditschitl Ditox läschtern

Und was isch des Bsondere?

Berlin und die Schwaben – um es mal milde auszudrücken: Die Urberliner sind nicht unbedingt begeistert von den Neuberlinern aus dem Ländle. Man erinnere sich an den Spätzlekrieg, der 2013 mit schwabenfeindlichen Schmierereien begann und mit einem Spätzleanschlag auf das Denkmal von Käthe Kollwitz seinen Höhepunkt fand. Wie schafft es also die Prenzlschwäbin innerhalb relativ kurzer Zeit auf insgesamt 2 Millionen Aufrufe ihrer Videos auf YouTube – und jetzt auch zur Videobloggerin des Jahres?
Meine Meinung: Klischees ziehen nun mal immer gut. Und wenn sie dann noch so überzeugend von der Prenzlschwäbin verkörpert werden, umso besser. Und noch dazu: Figuren, an denen man sich aufreiben kann, braucht es einfach. Denn mal ganz ehrlich: Sich über die Soja-Latte-Muttis, die mit Friedrich-Lennox und Karlotta-Virginie im Luxus-Kinderwagen die Durchgänge im Biomarkt blockieren, aufregen – da klingelt was, oder? Und genauso funktioniert die Prenzlschwäbin: Die Yuppie-Mutter, die mit ihren Kindern Bruno-Hugo-Luis und Wikipedia zum Karamell-Fleur-de Sel-Eis-Essen geht, gibt es nun mal nicht nur im Prenzlberg. Deshalb kann man überall darüber lachen.
Eine weitere wichtige Zutat im Erfolgsrezept: Der Dialekt. Wenn die Prenzlschwäbin nicht im schönsten Dialekt daherschwätzen würde, wären die Videos wahrscheinlich nur halb so lustig.
Wer jetzt selbst ein bisschen darüber lachen möchte, wie schrecklich diese Yuppie-Bio-Schwaben aus Schwabylon wirklich sind, der schaue sich das erfolgreichste Video der Prenzlschwäbin an: „Shit Prenzlschwaben say“. Und natürlich die restlichen Videos gleich dazu, denn die Prenzlschwäbin hat den Titel „Videobloggerin des Jahres“ wirklich verdient.
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An Daten mangelt es nicht. An dem Wissen, sie richtig zu nutzen häufig schon. Genau aus diesem Grund trafen sich am 28. Januar 2016 Data-Experten und Marketing-Verantwortliche zum ersten W&V Data Marketing Day, um unter dem Motto „Verstehen. Anwenden. Profitieren.“ über die Herausforderung Big Data zu diskutieren.
Los gings mit Jochen Schlosser von Adform, der eloquent und kenntnisreich auch durch das gesamte Programm führte. Gleich zu Beginn versammelte er Experten von Nestlé, Siemens, Payback und .companion zu einer gemeinsamen Podiumsdiskussion. Dabei wurden vor allem eine Herausforderung besonders deutlich: Wie soll man als Unternehmen mit der extremen Datenflut umgehen? Daraus resultiert auch die Frage, was eigentlich alles gesammelt werden soll. „Die Kunst ist zu wissen, was man nicht braucht“, meint Nestlé-Manager Thomas Philipp bringt das viel gepriesene Smart Data ins Spiel. Auch hier gilt Qualität vor Quantität. Nur mit den richtigen Daten kann ein Unternehmen seine Zielgruppenansprache effizienter gestalten und gleichzeitig eine besseres Verständnis für Kundenbedürfnisse entwickeln.

W&V Data Marketing Day
Podiumsdiskussion mit (v.l.) Dr. Jochen Schlosser, Thomas Philipp, Michael Sternberg, Dr. Christian Bachem und André Pallinger (Quelle W&V)

Ein entscheidender Faktor bleibt jedoch auch im Zeitalter der Daten und Automation weiterhin bestehen: der Mensch, sprich: die Mitarbeiter eines Unternehmens. Gerade den Generationenkonflikt, der sich durch die Digitalisierung der Arbeitswelt auftut, ist eine zentrale Herausforderung. Laut André Pallinger von Payback gilt es, die ältere Generation zu schulen und das Team gleichzeitig mit „neuen Talenten“ aufzustocken. Daten richtig zu verstehen ist nämlich die oberste Voraussetzung, um daraus einen Storytelling-Ansatz kreieren zu können, so Michael Stenberg von der Siemens AG.

Facebook ist eine Goldgrube für Profilinformationen

Um eine relevante Story erzählen zu können, wird vor allem eines benötigt: kreative Impulse, die den Kunden begeistern. Wie es um das Zusammenspiel von Data und Kreation steht, wurde beim Schlagabtausch diskutiert. Zoja Paskaljevic, CEO des Dentsu Aegis-Networks, äußerte gleich zu Beginn eine steile These: Kein Unternehmen sei überhaupt in der Lage von Big Data zu sprechen, da schlicht weg niemand genügend eigene Daten zur Verfügung hat. Darum gilt es, einzelne Datenquellen zu verbinden. Facebook ist seiner Meinung nach eine Goldgrube, wenn es um relevante Kundeninformationen geht. Wie erfolgreich die Verbindung zwischen Data und Kreation bereits heute sein kann, verdeutlichte Thjnk-Gründer Michael Trautmann an den Beispielen von Nike und Dove. Während Dove die Tweets von Frauen auswertete, in denen die Unzufriedenheit mit dem eigenen Äußeren thematisiert wurde, nutzte Nike Daten aus der eigenen App, um personalisierte Animationsfilme zu produzieren.

W&V Data Marketing Day
Schlagabtausch mit (v.l.) Ralf Pfister, Dr. Michael Trautmann, Nils Hartje und Zoja Paskaljevic (Quelle W&V)

Das Nachmittagsprogramm des Data Marketing Day wurde von praxisbezogenen Themen bestimmt. Frédéric Cuny von Kienbaum Management Consultants referierte über die Relevanz von Big Data für das Recruiting und analysierte die Frage, ob Algorithmen die besseren Recruiter sind. Das Best Practice Beispiel der Commerzbank zeigte den Besuchern, wie Daten schon heute ein Unternehmen voran bringen kann. Durch ein intelligentes Datenmanagement und eine zentrale Analytik, schaffte es die Bank aus dem „Next Best Offer aus Bankensicht“ den „Next Relevant Content aus Kundensicht“ zu machen. Und das mit großem Erfolg. Bereits in den ersten vier Wochen nach Personalisierung ihrer Website brachte es der Commerzbank ein Plus von neun Prozent an Vertragsabschlüssen ein.
Prof. Dr. Gerhard Riegl von der Hochschule Augsburg zeigte einen weiteren Data-Megatrend auf dem Podium. Wie lässt sich über Emotionen das Verhalten der Verbraucher entschlüsseln? Casinos in Las Vegas sammeln und werten bereits seit Jahren die Emotionen der Spieler aus und reagieren darauf vorrausschauend, um die Spieler am Tisch zu halten. Derartige Mechanismen lassen sich auch auf die Online-Branche übertragen. In seiner Vision wird Nudging zukünftig das Marketing ablösen. Das Erschließen von Emotionen bezeichnet Prof. Riegl als die Raketenstufe der Digitalisierung. Autos seien dabei die Hotspots für das Messen von Gefühlen.
Mehr zur Podiumsdiskussion und zum Schlagabtausch bei W&V Data Marketing Day 2016 gibt es auf wuv.de

Was könnte man nicht alles über die ISPO schreiben! Über Star-Wars-Unterhosen für den Herren, die Solar-Powerbank oder den Biolite Camping-Kocher mit Handy-Aufladefunktion. Oder über meinen persönlichen Favoriten: der TreePod, eine Art Zelt und Hängematte in einem. Das „Hanging Tree House“ kann an einem Baum befestigt werden, ist aber auch so einsetzbar. Leider bin ich auf der ISPO aber noch nicht dazu gekommen, den TreePod auszuprobieren – ein anderer Messebesucher war darin eingeschlafen. Spricht zumindest für die Qualität.

Mehr oder weniger zufälliges Treffen der cocodibu-Mädels auf der ISPO – das musste gleich festgehalten werden.

 
Aber gut, widmen wir uns den fachlichen Themen: Der dritte Tag der internationalen Sportfachmesse stand unter dem Motto „Sports Communication Day“. Zwei der großen Themen waren an diesem Tag – Achtung – Storytelling und natürlich Content Marketing. Heimspiel also.
Peter Bilz-Wohlgemuth und Dominique Korschinek von The Digitale stellten in ihrem Vortrag „Content Marketing in the Sports Business“ einen Case zum Relaunch der Website www.ispo.com vor und meinten: Das Erstellen von zielgruppenspezifischen und gebrandeten Inhalten reicht nicht mehr – das Messen des Content-(Erfolgs) ist genauso wichtig!
Für eine gelungene Content-Strategie sollten Sie also drei Punkte gleich gewichten:
1. Die Inhalte selbst: Für die neue Website hat The Digitale ein eigenes Redaktionsteam eingeführt.  Gunnar Jans, vorher Süddeutsche Zeitung, ist zum Chefredakteur berufen worden. Ziel der Redaktion ist es, die Leser ganzjährig mit interessantem Lesestoff rund um die ISPO zu versorgen, z.B. mit Trends zu neuen Fitnessgeräten Interviews mit bekannten Sportlern. Sport Professionals und Endverbraucher sollen so regelmäßig mithilfe von neuen redaktionellen Formaten über Brancheninformationen auf dem Laufenden gehalten werden.
2. Technologien, also z.B. das richtige Content-Management-System, Responsibility, SEO, Tracking & Monitoring . Zum Relaunch der Website hat das Team von The Digitale Third Party Tools in die Website, beispielsweise eine Suchfunktion ähnlich wie Google Search, das Content-Management-System CoreMedia und die Software Oracle integriert.
3. Das Erreichen der Zielgruppe und das Messen des Erfolgs: Mit Web-Analytics-, SEO- sowie Social-Tools kann das Team genau sehen, wie die Website performt und welche Inhalte auf welchen Kanälen am besten ankommen. Die Maßnahmen sind in einer sogenannten Scorecard – einem Dashboard zur Messung, Dokumentation und Steuerung der Aktivitäten – für das ispo.com-Team aufgelistet. Die Ziele und Ergebnisse sind hier beispielswiese einsehbar.
Die Verbreitung von Content sollte dabei genauso wichtig sein wie die Erstellung des Contents selbst. Wussten Sie das: Es ist 34 Mal wahrscheinlicher, im Lotto zu gewinnen, als Ihren Content im Web zu finden! – Wohlgemerkt ist nicht klar, ob hier 3 oder 6 Richtige gemeint sind…
Dominique Korschinek und Peter Bilz-Wohlgemuth erklären, worauf es beim Content Marketing in Zukunft ankommt.

 
Zusammengefasst die Punkte, die laut Peter Bilz-Wohlgemuth die Chancen erhöhen, gefunden zu werden:
1. Die Zielgruppe analysieren und verstehen
2. Der Content hat einen klaren Nutzwert für die User – und beantwortet konkrete Fragen
3. Sie wissen, wo die Zielgruppe im Netz unterwegs ist und am besten erreicht wird (Facebook, Website etc.)
4. Agile Produktion von Content: Voraussagen treffen; messen, ob die ergriffenen Maßnahmen Erfolg bringen; den Prozess immer und immer wiederholen – und natürlich die eigene Content-Strategie geschickt vermarkten.

Am Dienstag hieß es für Nadine und mich bei den Digital Media Women München „Hashtag, please“.
Für das erste Meet-up im neuen Jahr trafen wir uns im Mercure Hotel in der Nähe des Münchner Hauptbahnhofs. Dort war ein gemütlicher, abgetrennter Bereich des neu gestalteten Restaurants/Bar extra für die Digital Media Women reserviert. Gemütliche Sitzbänke, Sessel und die schöne Einrichtung machten dem Hashtag des Abends alle Ehre: #relaxmercure.

Lecker: Die Snackplatte
Lecker: Die Snackplatte

Ein nicht-alkoholisches Freigetränk und eine kleine Snackplatte stillten den Abendhunger – einem schönen Abend mit anregenden Gesprächen stand also nichts mehr im Wege. Zu Beginn des Netzwerkens stand eine kurze Vorstellungsrunde auf dem Plan: Jeder (oh, ja – es traute sich auch ein Herr in unsere Runde: Prof. Wolf Groß war auch mit von der Partie) stellte sich mit drei Hashtags vor. Dass man es hier mit waschechten Digital-Frauen zu tun hat, war direkt klar. Digitalmarketing, Influencer Relations, Social Media, Content Marketing waren nur einige der Hashtags. Ein Hashtag stach für mich besonders heraus: #Omalachtwieder. In die Runde geworfen wurde er von Cornelia Leisch. Sie organisiert Lachtrainings für Senioren – was für eine tolle Idee!
Nach der Vorstellung ging es ans Austauschen. An unserem Tisch saßen Isabelle, die für Social Media bei FTI Touristik zuständig ist, Sunny, die bei Hattenberger Partner für das Projektmanagement verantwortlich zeichnet und Sinja – sie arbeitet im CRM bei mytheresa.com. Unsere Gespräche zogen uns so in den Bann, dass wir es gar nicht geschafft haben, uns auch mal an die anderen Tische zu setzen. Das tischübergreifende Netzwerken holen wir aber sicher beim nächsten Mal nach, versprochen!
Sunny, Nadine und Esther bei den Digital Media Women
Sunny, Nadine und Esther bei den Digital Media Women

Ach so, und hier noch unsere Hashtags: #PR #CorporateBlogging #Livingthegoodlife (Nadine); #PR #USA #Tanzen (Esther)

SMCMUC- 10. Bloggertreffen Social Media Club München Blogger
Sonntag war es wieder soweit: die Münchner Blogger-Szene versammelte sich anlässlich des 10. Bloggertreffens vom Social Media Club München im Provisorium. Grund genug für junge Digitalos wie Esther und mich, uns trotz frostiger Temperaturen am Sonntagabend Richtung Lindwurmstraße aufzumachen.
Nach einem Willkommensdrink folgte das erste Resümee: Der Altersdurchschnitt lag klar über 25 Jahren – das hatten wir ehrlich gesagt nicht erwartet. Was wir aber tatsächlich erwartet, bzw. erhofft haben, war der Austausch mit kreativen Köpfen aus der Digital-, Blogger-, und Social Media Szene – und darin sollten wir wahrlich nicht enttäuscht werden. Schnell schloss sich ein junges Pärchen unserer Runde an, um uns ihre App-Idee vorzustellen – eine Umfrage-App alleine auf Basis von Bildern. Sie fragten uns nach unserer Meinung − was wir von der Idee halten und welche Chancen wir für ihr Business-Modell sehen. Wir glauben: Für bestimmte Zielgruppen wie Restaurants und Mode-Shops durchaus denkbar. Es folgten interessierte Nachfragen, Ideen für ein erfolgsorientiertes Business-Modell sowie Anregungen zur schnellen Reichweitengenerierung und Zielgruppenaktivierung: Eigentlich genau die Art von Austausch, die wir uns erhofft haben. Man sprach über ambitionierte Blogger der Szene – darunter unsere Tipps wie „Das Münchner Kindl„, „Lindarella“ und „Style Roulette„, Erfolgsmodelle und über das Leben in der Digitalen Welt – so sind auch wir ambitionierte Instagrammer und Blog-Betreiber. Natürlich waren auch Blogger wie Thomas Gigold und Digital-Experten wie Michael Kroker und Carsten Lohmeyer mit von der Partie.
Alle Gäste fanden sich ganz offensichtlich in anregenden Gesprächen wieder, tauschten Kontaktdaten aus und plauderten über die neusten Tops- und Flops- der Digital-Branche. Ein wirklich cooler Abend unter netten Leuten, der Lust auf mehr macht: Daher geht’s heute direkt weiter zu den Digital Media Women. Wir freuen uns!

Startschuss für den ersten Hackathon des Media Lab Bayern: Wir waren dabei, als 26 Programmierer, Journalisten und Webdesigner am vergangenen Nikolaus-Wochenende drauflos hackten, sprich: neue Apps und Websites rund um den digitalen Journalismus entwickelten und erste Prototypen umsetzten. Am späten Sonntagnachmittag prämierte eine ausgewählte Jury – bestehend aus Moderator und Blogger Richard Gutjahr, Substanz-Gründer und -Chefredakteur Georg Dahm, Katya Kempkens, Senior Java Developer von stylight.de, und Ben O’Hear, UX Consultant von Revelate Design, die besten Ideen. Doch erst mal mussten sich die Zuschauer den Weg durch ein unterirdisches Labyrinth bahnen, bevor sie im Keller der afk – dem Präsentationsraum – ankamen. Dank unzähliger Wegweiser erreichten wir den Ort des Geschehens schließlich ohne Probleme. In entspannter Atmosphäre stellten die fünf Teams dann in jeweils fünf Minuten ihr Projekt vor. Die Gewinner im Überblick:
1. Platz: „Journo“
Deine Lieblingsjournalisten kommen ab sofort zu dir: Die Plattform „Journo“ räumte den ersten Platz beim Hack-Wettbewerb ab. Der Clou: User können dort die Artikel ihrer bevorzugten Autoren abonnieren, also nur noch jene, die sie selbst auswählen. Die Medienmarke, für die der Journalist schreibt, bleibt also erstmalig weitestgehend außen vor. So rückt bei Journo die Person als Marke in den Mittelpunkt. Jede neue Veröffentlichung des Journalists kann sich der User über Journo anzeigen lassen – ob als Website-Artikel, in der App oder als ebook-Format. Die Preise für einen solchen Service sollten nach Vorstellung des Teams bei 4,99 Euro starten und bis zum „All you can read“-Full-Service-Paket für 29,99 Euro im Monat reichen.

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2. Platz: „Munich Munich“
Geschichte machen mit „Munich Munich“: Auf den zweiten Platz wählte die Jury eine App, die basierend auf User-Fotos und -Geschichten die Historie der Stadt bzw. einzelner Straßen und Gebäuden aus ganz individuellen Perspektiven nachzeichnet. So kann jeder App-Nutzer mit nur ein paar Klicks erfahren, welche Geschichten aus der Vergangenheit beispielsweise sein Wohnhaus  bereithält – oder er gibt selbst eine Anekdote zum besten. Das Angebot setzt auf starke Interaktion mit den Usern. Die Community soll hier für den Content – also Fotos und Texte – sorgen.

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3. Platz: „Gesternschau“
Den dritten Platz sicherte sich das Projekt „Gesternschau“. Eine Website und die dazugehörige App vermitteln jeden Tag neu die historischen Highlights desselben Datums in moderner Ansprache. Also quasi eine Tagesschau im Rückblick. Geschichte soll so vor allem den jungen Mediennutzern neu und überraschend vermittelt werden.

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Weitere Ideen des Hackathons waren eine Geo-basierte Plattform für Reisende („Flagger“), die auf einer Karte – je nach persönlichem Interesse – Infos und Artikel zu den einzelnen Orten anzeigt, sowie ein „News-Butler“, der die wichtigsten Nachrichten des Tages personalisiert via Mail und App übermittelt.
Wir freuen uns mit den Gewinnern und sind gespannt, von welchen Projekten wir in Zukunft noch mehr hören und lesen werden!

Statt kreidebleich wurden wir Rot vor Freude, als wir das handgemalte Logo von cocodibu in passender Umgebung entdeckten. Cooles Branding der Gastgeber.
Statt kreidebleich wurden wir Rot vor Freude, als wir das handgemalte Logo von cocodibu in passender Umgebung entdeckten. Cooles Branding der Gastgeber.

Trinken für den Regenwald? Das kennen wir seit 2002, als Krombacher für jeden Kasten Bier einen Quadratmeter Regenwald pflanzen ließ. Was gibt es Schöneres als Alkoholkonsum, der durch Werbung nicht nur gesellschaftlich akzeptiert wird, sondern auch noch Gutes tut: Dem Umsatz der Biermarke und der Wiederaufforstung in der zentralafrikanischen Republik.
Den Deal „Kauf mich und ich spende einen (eher sehr) kleinen Teil meines Umsatzes“ kennt der Konsument mittlerweile aus einer Vielzahl von mehr oder weniger gelungenen Aktionen von Marken – gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit. Diese konsumistische Form des Ablaßhandels stößt aber an ihre Grenzen, je mehr dieser Aktionen den Menschen begegnen.
Wie wäre es stattdessen mit einem Werbeplakat, dass mitten in der peruanischen Hauptstadt Lima, in der es extrem selten regnet, Trinkwasser aus der in der Regel sehr feuchten Luft filtert. Und das als clevere Werbung für die Attraktivität und Innovationskraft des Ingenieursberufs. Die technische Universität UTEC in Peru entwickelte mit ihrer Agentur 2013 in einer preisgekrönten Aktion ein solches Plakat, das seitdem pro Tag knapp 100 Liter kostenloses Trinkwasser für die Bewohner Limas produziert.
Wasser umsonst statt Bierkonsum für den Regenwald? Die Entwicklung von Krombacher 2002 zu UTECH 2013 zeigt, dass sich der Anspruch an Marken verändert. Statt „Don’t be evil“ (der Slogan von Google) erwartet der Konsument immer häufiger „Be Useful“.
Viele gute Beispiele, wie Marken sich nützlich machen können, zeigte vergangene die UBX-Konferenz 2015, die von der Agentur virtual identity in München veranstaltet wurde (#ubx15). Samsung präsentierte mit Power Sleep ein Beispiel, wie sich die Prozessoren von Smartphones über Nacht für wissenschaftliche Zwecke nutzen lassen.

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Kimberly-Clark zeigte seinen Cannes-prämierten Case „Meeting Murillo“ der Windelmarke Huggies, bei dem einer blinden schwangeren Frau nach einer Ultraschall-Untersuchung ihr Ungeborenes als 3D–Druck gegeben wurde. So konnte sie fühlen, wie das Gesicht ihres Babies aussieht.
https://youtu.be/KD0AC43fc_4
Noch eindrucksvoller als der emotional anrührende Film war aber die Entstehungsgeschichte dahinter: Denn keiner bei Kimberly-Clark fand die Idee der Brasilianer gut. Nicht das Südamerika-Team, nicht das Global Headquarter. Warum sollen wir einen Film mit einer blinden Schwangeren machen, die nur einen winzigen Bruchteil unserer Zielgruppe darstellt? Warum sind keine Windeln im Bild und warum werden keine Produkteigenschaften der Huggies genannt? Einwände, mit denen wohl jeder Marketingleiter in seinem Unternehmen konfrontiert werden würde. Deshalb war es die wohl stärkste Leistung der verantwortlichen Marketingleiterin Priya Patel und ihres Teams, dass sie die Aktion trotz aller Einwände durchgezogen haben. Denn nachdem Huggies auch durch „Meeting Murillo“ die Windelmarke Nummer 1 in Brasilien wurde, waren natürlich alle Väter des Erfolgs – nicht nur die Mütter der Aktion.
Vom Moderator auf der UBX gefragt, ob sie sich denn vorstellen könne, wieder „normale“ Werbung zu machen, so mit Produkteigenschaften, Streichpreis & Co., verneinte Patel. Wer einmal etwas gesellschaftlich bewegt hat, möchte nicht mehr wiederverschließbare Bündchen und Saugeigenschaften kommunizieren. Die nächste ungewöhnliche Aktion, so Patel, sei bereits für Februar 2016 geplant.

Für Ralf Heller, den CEO von virtual identity, sollen Marken künftig "zuhören, unterstützen und innovieren".
Für Ralf Heller, den CEO von virtual identity, sollen Marken künftig „zuhören, unterstützen und innovieren“.

Bei allen gezeigten Beispielen spielte die Aufmerkasamkeit, die durch PR erzielt wurde – und nicht durch PAID Media erkauft werden musste -, übrigens eine zentrale Rolle.
Eine Useful Brand Experience im eigenen Unternehmen durchzusetzen, ist wohl die größte Herausforderung für Marketer. Dass Marken Mehrwert liefern sollen, ist ja nicht neu. Der Druck, dass sie es tun müssen, nimmt allerdings zu, sagte Ralf Heller, der Initiator der UBX und CEO von virtual identity. Denn mit über 3.000 Botschaften am Tag und einem konstant hohen Werbedruck nehmen viele Konsumenten Marken heute „als Stalker wahr, die sie nur noch nerven“, so Heller. Und reagierten darauf, indem sie sich aktiv oder passiv der Werbung entzögen.
Werbeverweigerung ist jedoch – anders als derzeit häufig der Eindruck erweckt wird – kein Phänomen, das allein durch blinkende Werbebanner im Internet ausgelöst. Als Vorläufer der Adblocker haben wir Prospekte aus Zeitungen und Zeitschriften geschüttelt, die wir ungelesen wegschmissen haben. Wir haben „Keine Werbung“-Aufkleber auf unseren Briefkästen angebracht und im Radio beim Werbeblock zur nächsten Station weitergedreht. Heute ermöglicht uns Technologie im großen Stile Werbung auszublenden: Festplattenrekorder erlauben das Skippen des TV-Werbeblocks, bei Digitalradios skippt man mit einem Tastendruck die Station, AdBlocker filtern Werbung aus Webseiten und sowohl die Zahl der werbefreien medialen Pay-Angebote als auch der Zahl ihrer Nutzer wächst. Egal ob bei Netflix, Spotfiy oder ähnlichen Angeboten.
Tut sich die ältere Generation mit dieser technologie-gestützten Form Werbung auszublenden, tendenziell eher noch schwerer, sind die jüngeren längst professionelle AdSkipper. Um überhaupt noch eine Rolle in ihrem Leben und auf ihrem Smartphone zu spielen, müssen Marken künftig eine „useful brand experience“ liefern. Was genau das sein kann, darüber müssen Marken jetzt verstärkt nachdenken, so das Fazit der UBX 2015, die man als inspirierende Veranstaltung (was Inhalt und Form gleichermaßen betrifft) nur empfehlen kann.
Witzige Idee: Für jeden Tweet mit dem Hashtag #ubx2015 schickten die Veranstalter einen Twitterball auf die Reise.
Witzige Idee: Für jeden Tweet mit dem Hashtag #ubx2015 schickten die Veranstalter einen Twitterball auf die Reise.

Dieser Rückblick wurde für LEAD Digital verfasst und dort publiziert.

Am ersten November-Wochenende trafen sich Hacker, Developer, Coder und andere Kreative im Forum der HypoVereinsBank in München. Ihr Ziel: Innerhalb von 24 Stunden Apps zum Thema „Zukunft des Bankings“ zu entwickeln. Ich hatte die Möglichkeit, mir die Teampitches anzuschauen und war begeistert, wie gut die Apps und Präsentationen zum Teil waren – vor allem im Hinblick auf die kurze Entwicklungszeit.

Der Appathon in München Foto: HVB/Marcus Schlaf
Der UniCredit Appathon in München
Foto: HVB/Marcus Schlaf

Meine Erwartungen wurden in vielerlei Hinsicht übertroffen. So war die Location im HVB-Forum wirklich beeindruckend und die Teilnehmer besonders gut versorgt. Überall gab es gemütliche Sitzgelegenheiten inklusive einer „Quiet Area“, in die sich die Teams zurückziehen konnten. Sogar eine „Sleepers Lounge“ hatte die HVB mit Matratzen und Kissen hergerichtet, damit sich die Teilnehmer vom Coden erholen konnten. Einige haben diese Möglichkeit später in der Nacht wahrgenommen, andere hackten die ganze Nacht und wieder andere gingen zwischendurch feiern – dazu aber später.
Kurz vor den Teampitches gab es Tacos, frischem Salat und den obligatorischen Energydrink für alle Anwesenden. Dann ging es los. Jedes Team bekam die Gelegenheit, seine App oder Lösung innerhalb von zweieinhalb Minuten auf der Bühne vorzustellen. Das lief für einige gut, für andere nicht optimal. Denn: auch wenn die Technik nicht mitspielte, lief die Countdown-Uhr gnadenlos weiter. Wer nach zweieinhalb Minuten nicht fertig war, wurde mit einem lauten Buzzergeräusch gestoppt. Da half auch das Bitten nach einer Minute mehr Zeit nichts, die Jury und der Moderator blieben streng. Nach allen Pitches zog sich die Jury zurück, um sich zu beraten.
Die Jury Foto: HVB/Marcus Schlaf
Die Jury tagt
Foto: HVB/Marcus Schlaf

Zeit, die Pitches Revue passieren zu lassen. Bei einer Idee, die mir persönlich sehr gut gefallen hat, war natürlich schon im Vorhinein klar, dass sie nicht siegen würde: das Team CrazyVietnameseHackers hatte die App TimeDonator entwickelt. Für das Team verbringen wir viel zu viel Zeit mit unserem Smartphone und viel zu wenig mit der Familie oder Freunden. Über die App ließ sich genau diese Zeit einstellen, die man mit der Familie verbringen möchte (zum Beispiel Montagabend 18 bis 21 Uhr). Sollte man in dieser Zeit sein Smartphone entsperren, registriert das die App und spendet automatisch eine zuvor eingestellte Summe an eine gemeinnützige Organisation (die man sich selbst aussuchen kann). Time is money, aber in einem anderen Sinne.
Gewonnen haben beim UniCredit Appathon 2015 Teams, die näher am Thema Money lagen. Mit dem Team UniConcergie landeten die Teilnehmer auf dem ersten Platz, die auch als erste präsentiert hatten. UniConcierge entwickelten eine App, die sowohl dem Bankberater als auch dem Kunde einen ganzheitlichen Überblick über Finanzen und Investments bietet, schnelle Entscheidungen über einen (Video-)Chat inklusive. Ein anderer interessanter Ansatz kam auf Platz 2: Die App TeenWallet. Sie fungiert als virtueller Gelbeutel für Teenager, in den auch die Eltern Einblick haben. So möchte das Team das Problem der Verschuldung von Teenagern angehen. Sollte zu wenig Geld da sein, können die Kinder ihren Eltern über die App eine Anfrage zur Taschengelderhöhung schicken. Mit einem Klick können die Eltern diese dann ablehnen oder annehmen (und überweisen). Das drittplatzierte Team passte sich mit ihrer App CouchBanking dem Zeitgeist an, denn die App ermöglicht das Banking gemütlich vom Sofa aus über einen Apple TV zu erledigen.
Faszinierend, was alle Teams in so kurzer Zeit auf die Beine gestellt haben. Unter den Siegern war übrigens auch ein Team, dessen Mitglieder in der Nacht zu Sonntag noch auf eine Party in München gegangen sind und nach ihrer Rückkehr um ca. 3 Uhr nachts weiter codeten. Respekt auch dafür!
Das Gewinnerteam: UniConcierge Foto: HVB/Marcus Schlaf
Das Gewinnerteam: UniConcierge
Foto: HVB/Marcus Schlaf