Ob jemand lieber die Printausgabe einer Zeitschrift in der Hand hält oder diese digital über sein iPad liest, ist inzwischen ja eine echte Glaubenfrage, über die sich so herrlich fachsimpeln lässt. Wir haben beide Ausgaben (Print und App) des SPIEGELs vom 20. Juni 2011 verglichen und festgestellt, dass die Unterschiede überschaubar sind.

Etwas verändert wurde Reihenfolge der Inhalte bei der App. Der erste Artikel ist die Titelstory und da das Inhaltsverzeichnis jederzeit extra abrufbar ist, bekommt man auf der ersten Seite einen Überblick über die „Top Themen“ der Ausgabe. Hier gelangt man durch einen Klick auf das Thema sofort zum gewünschten Artikel. Praktisch ist auch die Möglichkeit, artikelweise blättern zu können. Damit spart man sich das – teilweise etwas verzögernde – Blättern auf dem Bildschirm.

Das Layout weist nur minimale Unterschiede zur Printversion auf. Jeder Artikel beginnt auf einer neuen Seite und zu den kurzen Mitteilungen auf  den Ressort-Auftaktseiten wie „Szene Kultur“ oder „Panorama Ausland“ kommen User über einen Klick auf den Teaser. Dass sowohl Bilder und Grafiken als auch die Schrift vergrößert werden können, ist für das iPad wohl selbstverständlich.

Der größte Unterschied in Print und App liegt in den digitalen Features, die eben nur ein Tablet-PC bieten kann.  Am Ende vieler Artikel findet sich der gelbe Kasten „Mehr zum Thema“ mit unterschiedlichen Buttons. Über THEMA wird man auf verwandte Artikel auf Spiegel Online geleitet und bei FORUM kann man sich auf dem Facebook-Profil vom SPIEGEL über verschiedene Themen austauschen. Auch der Verweis auf eine detailliertere INFOGRAFIK ist möglich. Grafiken innerhalb von Artikeln werden zudem oft animiert wiedergegeben. Spaß machen exklusive 360° Bilder vom Mars oder einem Konzert von Beyoncé. Der größte Vorteil der App liegt für mich in den vielen Videos, die die Artikel unterstreichen. Zu Beginn, in der Mitte oder als „Mehr zum Thema“-Button. Die kurzen Filme, u.a. vom Spiegel TV Magazin, veranschaulichen die Themen und sind die Download-Wartezeit wert.

Fazit: Die Unterschiede liegen in den digitalen Möglichkeiten, die eine App bietet. Sie besticht durch mehr Bilder, mehr Grafiken, mehr Artikel und vor allem durch Videos. Dennoch bleibt sich der SPIEGEL in seinem Look & Feel treu. Interessant: Noch trifft man als Werbepartner in der App nur auf eine Bewegtbild-Werbung von IBM.

(Sabrina Maier)

Für Diskussionsstoff nicht nur in den USA sorgt ein „AdAge“-Interview des Rolling Stone-Gründers Jann Wenner, in dem er sich vehement gegen Zeitschriften-Apps für Tablet-PCs ausspricht. „Das Tablet ist ein netter Zusatz, aber es ist nicht das neue Business", so Wenner. Zieht die Mehrheit der Zeitschriftenleser immer noch die Printausgabe der digitalen Version vor? Wenner, der im letzten Jahr Kopf einer "ProPrint"-Kampagne war, argumentiert, dass es sich sowohl für die Leser als auch die Verlage (noch) nicht rentiert, auf Apps vor allem für das iPad zu setzen. Als Leser kann man sich heutzutage seine Lieblingszeitschrift auch unterwegs fast überall kaufen und solange es keine überzeugende Anzeigenlösungen für Tablet-PCs gibt, lohnt es sich für Verleger – laut Wenner – noch für Generationen nicht, in solche Angebote zu investieren. Als Beispiel nennt er das US-Magazin Popular Science. Die Printausgabe habe 1.2 Mio. Abonnenten, die App gerade mal 16.000.

Was zeigt der Blick in den deutschen iTunes Store? Unter den 100 meistgekauften iPad-Apps (Kategorie Bestseller, also Rangreihe nach Zahl der Downloads) befindet sich derzeit mit Bild nur eine einzige Printmarke (auf Rang 9). Zeitschriften sucht man dort vergebens. Bei der Suche nach den umsatzstärksten Apps (Zahl der Downloads mal Verkaufspreis) stößt man ebenfalls sofort auf Bild (Rang 2). Unter den Top 100 rangieren noch weitere fünf Apps deutscher Printmarken:

– Rang 7: Die Welt

– Rang 14: Der Spiegel

– Rang 54: Stern eMagazine

– Rang 62: Auto BILD

– Rang 93: Zeit Online plus

(Stand 14.06.2011, 15 Uhr)

Ganz so falsch scheint Wenner mit seiner Einschätzung der Erlössituation der Zeitschriften-Apps für das iPad also derzeit nicht zu liegen. Auch unter diesem Druck hat Apple-Boss Steve Jobs vergangenen Donnerstag angekündigt, den Verlegern entgegenzukommen. Ab sofort können die Verlage den Preis einer App frei wählen und sich sogar den Provisionen an Apple entziehen, wenn der Kunde über ihre Webseite (z.B. durch Gutschein-Codes) eine App erwirbt.

Vielleicht liegt es aber auch an der Machart der iPad-Apps, dass sie bisher noch keine Verkaufsschlager sind. Das Medienmagazin V.i.S.d.P. suchte für seine aktuelle Ausgabe das "Tablet-Magazin des Jahres" und nahm etliche Ausgaben renommierter Medienmarken unter die Lupe. Um am Ende festzustellen: "Eineinhalb Jahre nach der Markteinführung des iPad gibt es immer noch kein durchweg gelungenes Tablet-Magazin."Zum Glück wissen wir aus unserem Kundenkreis, dass genau daran derzeit fieberhaft gearbeitet wird. Ob es sich dann finanziell lohnt, müssen die iTunes-Zahlen zeigen.

Sabrina Maier

Bis vor kurzem dachte ich, mit Anfang 30 (und gefühlten Anfang 20 🙂 und meiner Affinität (da ist es wieder, das schöne Wort) zum Medium Online gehöre ich in Sachen Medien-Nutzung immer noch zur Gruppe der absolut hippen First-User. Vergangene Woche wurde ich zumindest teilweise eines Besseren belehrt. Ort des Erkenntnis: ein Social Media Roundtable mit fünf jungen Leuten Anfang 20, die sich zu ihrer Mediennutzung äußerten und Vor- sowie Nachteile verschiedenster Kanäle miteinander diskutierten.

Folgende Erkenntnisse möchte ich hiermit mit Ihnen teilen:

Tageszeitungen werden kaum mehr gelesen (es sei denn, sie liegen irgendwo in der WG herum)
Zeitschriften wie der Spiegel oder Focus haben prinzipiell kaum mehr Nachrichtencharakter und werden höchstens ab und zu als ganz gute Zusammenfassung wichtiger Ereignisse konsumiert (Abo kommt da mal gar nicht mehr in Frage). Klare Ansage: Online ist die Nachrichtenquelle schlechthin! Hier aber nicht die Internetableger der klassischen Tageszeitungen oder Nachrichtenmagazine, sondern eher die – sagen wir mal – seichte Aufbereitung auf den großen Unterhaltungsportalen (wir kennen sie alle)
Radio wird schon noch gehört (puh, wenigstens hier bin ich noch richtig up to date), doch eher hippe Online-Streamings, als die reichweitenstarken Sender (… oder doch nicht mehr)
TV bekam es richtig schlecht ab: gekuckt wird kaum mehr (dank zunehmender Casting-Shows! – ich stimme überein!!), höchstens das Frühstücksfernsehen ist bei den jungen Leuten noch sehenswert (und vielleicht noch die Tagesschau, falls man mal um 20 Uhr zu Hause ist – wohl ein Überbleibsel der elterlichen Erziehung in dern 90ern!)
Plakate werden kaum wahrgenommen – es sei denn, sie sind mit heißen Männerkörpern bestückt (Coke hat's also richtig gemacht!)
– Was mich besonders erstaunte: Die Download-Kultur lässt scheinbar nach – da fiel doch tatsächlich der Satz "Fairness gegenüber Musikern" – Respekt!
Twitter hat kaum Relevanz (scheint wohl eher was für alte Knacker wie mich zu sein!)
Online-Communities: Na endlich, Sie haben sich sicherlich auch schon gefragt, wo sich die Mitt-Zwanziger denn nun tatsächlich im Netz herumtreiben. Hier kam einhellig die Ansage Facebook. O-Töne hierzu: "Ich bin süchtig" und "Bei mir läuft der Kasten deshalb am Wochenende 24 Stunden lang" – tja, man schafft sich also seine ganz persönliche News-Quelle
Mobile Internetkonsum: würde man gerne, sei auch der nächste Schritt (Stichwort: Smartphone). Der Grund: "Ich will auch am Baggersee mit allen Freunden in Kontakt bleiben" (man könnte ja verpassen, in welchen Biergarten es abends geht…;-)

Also, ich habe so einiges für mich persönlich (aber auch beruflich) mitgenommen aus dieser illustren Runde – hoffe, Sie jetzt auch! (SZ)

Von der neuen Studie von Microsoft zur Internetnutzung der Europäer haben wir ja bereits berichtet. Doch diese nette Grafik dazu wollten wir unseren LeserInnen nicht vorenthalten. Deutschland ist Netz-Europameister, meint dazu der Spiegel. Na, wenigstens ein Titel, der uns bleibt.
PR-Illustration zur Microsoft Studie

Neu ist die Nachricht ja nicht wirklich: Die Medienlandschaft ist im Umbruch, das Internet wird die Printmedien überholen. Doch bemerkenswert ist, wie schnell diese Entwicklung fortschreitet. Bis 2018 wird sich das WWW als kombinierte Informations-, Unterhaltungs- und Einkaufsquelle in den Generationen bis 60 Jahren durchsetzen. Das sagt zumindest eine Studie der Fachhochschule Mainz, zu lesen unter Spiegel Online. "Besonders erstaunt hat uns zum einen die Selbstverständlichkeit, mit der die jüngere Generation die verschiedenen Online-Angebote nutzt, zum anderen die Geschwindigkeit, mit der die 35- bis 50-Jährigen gelernt haben, die neuen Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten zu gebrauchen" – sagen die Forscherin und der Forscher. Was etwas überrascht: Die Zeitungen sollen sozusagen den Ast absägen, auf dem sie sitzen. Die Studie fordert die traditionellen Medien dazu auf, ihren Lesern zu zeigen "wie sie an die Benefits im Internet kommen können". Aha! "Zeitungsleser müssten mehr vom Internet profitieren als Nicht-Zeitungsleser", interpretiert der Spiegel. Nur wie lange wird es dauern, bis die "Benefits" die Leser vollständig überzeugt haben? Sollten Zeitungen nicht eher Argumente liefern, warum es trotz des Internets sinnvoll ist, sich noch die Printausgabe einer Zeitung zu kaufen? Hoffnung macht die Studie der digitalen Wirtschaft. Noch immer sei die
Zurückhaltung der werbetreibenden Industrie bei Social Networks relativ
groß. Hier heißt es Vertrauen schaffen, um dieses Potential zu
erschließen. (Katharina)