Wie sieht der Journalismus von morgen aus? Was müssen Journalisten heute schon können? Und wie werden sie sich künftig finanzieren? Es passiert gerade ziemlich viel in der Medienwelt und der Kurs ist noch nicht ganz ausgelotet. Neudeutsch heißt das: Der Journalismus durchläuft gerade eine disruptive Phase. Wie die verläuft, wissen wir auch nicht. Aber wer die Medien in Zukunft gestalten wird, das wissen wir aber schon jetzt. Deshalb stellen wir Euch/Ihnen in unserer Reihe „Junge Journalisten“ Redakteure, Reporter, Blogger und Publizisten unter 33 vor, die die Branche kennen und lesen sollte. Heute im Gespräch: Linda Gondorf, Redakteurin bei meedia und absatzwirtschaft

Linda Gondorf
Linda Gondorf

Seit wann steht für Sie der Berufswunsch Journalistin fest? Was gab den Ausschlag?
Ich wollte schon als Kind Journalistin werden, habe Bücher verschlungen und fantasievolle Kurzgeschichten verfasst. Sportjournalistin war das Ziel, aber ich habe die Sportprüfung an der SpoHo in Köln nicht geschafft. Nun bin ich aber ganz froh, einen anderen Schwerpunkt gewählt zu haben.
Ist Ihr Arbeitsalltag wie Sie ihn sich vorgestellt hatten, oder gab es im positiven wie negativen Sinne Überraschungen?
In jedem Beruf gibt es Überraschungen. Journalistin zu sein, ist gerade in diesen Zeiten nicht immer leicht. Aber mein Arbeitsalltag findet nicht nur im Büro und am Schreibtisch statt und das finde ich ziemlich gut.
Was war Ihr skurrilstes Erlebnis bisher in Ihrer Berufslaufbahn?
Ich bin Segelflugzeug geflogen, habe einen 3D-Drucker bedient, im Stadion Fußballer interviewt, ein Biertasting und einen Lachanfall mit Christoph Maria Herbst überlebt. Skurril war es schon oft. Es bleibt spannend.
Inwieweit nutzen Sie das Social Web für Themen-Recherche und -Inspiration?
Wir sind jeden Tag auf den unterschiedlichsten Plattformen unterwegs. Das gehört doch heute dazu.
Blogger werfen (bewusst) viele der althergebrachten Regeln über den Haufen. Sie schreiben viel subjektiver, kommentierender. Wie wird das den klassischen Fachjournalismus Ihrer Meinung nach verändern?
Nicht immer, aber manchmal leidet die Qualität der Texte, weil das Grundgerüst, also wie man einen Text aufbaut und gut recherchiert, von Bloggern nicht gelernt wurde. Allerdings glaube ich auch, dass Journalisten von Bloggern noch einiges lernen können. Es kann nur eine Win-Win-Situation sein.
Ein Artikel über Sie: Welche Überschrift müsste der haben?
Puh.. das ist mir zu schwierig.
Was ist Ihr Trick, um ruhig Blut vor dem Redaktionsschluss zu bewahren?
Traubenzucker, Konzentration und Kollegen, die nicht in Panik geraten, sondern einem den Druck nehmen. Obwohl ich unter Druck noch besser arbeite 🙂 .
Wie schalten Sie vom Job ab, oder denken Sie rund um die Uhr an die Headline von morgen?
Wenn ich die Redaktion verlasse, dann ist Feierabend. Manchmal denke ich abends noch über Texte nach, aber eigentlich kann ich gut abschalten. Beim Sport auf jeden Fall.
Wenn wir hier mal den besten Artikel küren würden: Welchen Ihrer Berichte würden Sie einreichen? Und warum?
Ich habe als freie Redakteurin für das Magazin „mutti kocht am besten“ einen Text über die Jungs von Salt & Silver geschrieben. Die waren in Südamerika auf einem kulinarischen Surftrip und ich habe eine zweiteilige Die Küchensurfer (Reportage) verfasst. Bisher das längste Stück, auf das ich sehr stolz bin. Ansonsten gibt es schon viele Texte Online, die ich ganz gut finde.
Kein Mensch ist perfekt. Welchen Ratschlag wollten Sie Ihrem Chefredakteur immer schon mal geben?
Ach, der ist schon n ziemlich guter Typ und braucht keine Ratschläge. Mir könnte er aber noch ein paar geben 🙂 .
Was machen Sie in fünf Jahren?
Schreiben.
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Über Linda Gondorf
Linda Gondorf studierte Theater-, Film- und Medienwissenschaften an der Universität Wien. Anschließend absolvierte sie ein zweijähriges Volontariat bei der Bauer Media Group. Seit 2014 schreibt sie als feste Redakteurin für das Medienportal meedia.de sowie das Fachmagazin absatzwirtschaft. Zudem arbeitet sie als freie Redakteurin für stern.de und das Mutti Magazin.
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