Ist sie tot? Untot? Oder lebendiger denn je? Dieser Tage wurden wir von den Kollegen der iBusiness überraschend mit der Frage konfrontiert, ob Pressemitteilungen in der heutigen Zeit überhaupt noch zeitgemäß sind. Überraschend deshalb, weil wir nicht ernsthaft gedacht hatte. dass jemand die Pressemitteilung grundsätzlich in Frage stellt. Denn aus unserer Sicht sind PMs auch heute noch ein wichtiges Element in der Unternehmenskommunikation und haben nichts an Relevanz verloren. Allerdings werden sie mittlerweile eingebettet in eine deutlich umfangreichere Klaviatur an Kommunikationstools (Blogs, Social und Owned Media uvm.).
Aber: Weit über 90 Prozent aller PMs, so unsere Schätzung, landen im digitalen Papierkorb der Redaktionen. Grund genug, sich in der dritten Folge unseres PR-Lexikons „Der Pressemitteilung“ etwas ausführlicher zu widmen:
Wer, was, wann, wie, wo und vor allem warum und wozu?
In der journalistischen Ausbildung lernt man in der Regel früh, dass nachrichtliche Texte die berühmten W-Fragen sehr schnell beantworten müssen. Weil wir idealistischerweise davon ausgehen, dass Pressemitteilungen Nachrichtenwert haben, sollten sie denselben Regeln folgen, sonst sind sie für Journalisten nicht relevant. Tun sie das nicht, sinken ihre Chancen rapide, von den Medien in der Berichterstattung berücksichtigt zu werden. Wer in Betreffzeile und/oder Headline nicht überzeugt, fällt sofort durchs Raster. Und je höher die Adjektivdichte im Text, umso niedriger die Chancen, Abdruck zu finden.
Gute PMs haben auch in der Generation Smartphone weiter Chancen: 60 Prozent der Jungredakteure, so eine aktuelle Umfrage der dpa-Tochter newsaktuell zusammen mit Faktenkontor, bezeichnen PMs als „eines der wichtigsten Informationsmittel, die Unternehmen und Organisationen liefern müssen“.  Immerhin 44 Prozent der Journalisten aller Altersgruppen, sind derselben Ansicht.
Und das sind klassische Themen, die im Format Pressemitteilung gut aufgehoben sind:

  • Personalien
  • Unternehmensbeteiligungen, Fusionen, Zukäufe etc. 
  • Analysen, Studien und Zahlen, sofern sie einen klaren Nachrichtenwert haben
  • ein offizielles Statement zu einer falschen Behauptung, die in der Öffentlichkeit kursiert

Wenig Aussicht auf Erfolg haben:

  • Produktpressemitteilungen (Es sei denn sie kommen von Apple, Tesla & Co. oder von wirklichen Innovatoren oder sie erreichen spezialisierte Redaktionen im Vorfeld einer großen Messe wie der IFA, der IAA oder ähnlichen Großveranstaltungen für Konsumgüter)
  • Messe-PMs (Unternehmen A stellt auf Stand 04 in Halle X aus) 
  • Wir sind ein wahnsinnig cooles Unternehmen-PMs (Unternehmen B setzt konsequent auf Nachhaltigkeit)
  • Award-PMs (meist hat nämlich das Award-verleihende Gremium eine PM bereits verschickt. Wenn nicht, ist es der Award nicht wert)

Natürlich gibt es auch gelegentlich Anlässe, Pressemitteilungen bewusst NICHT mit dem klassischen W-Fragen-Einstieg zu beginnen. Verwendbare PMs zitieren dann Marktzahlen oder aktuelle Geschehnisse als Einstieg:
Generell gilt: Bevor man sich an den PM-Entwurf setzt, den Newswert für die Medien selbstkritisch hinterfragen. Und überlegen, ob die Pressemitteilung wirklich das beste Format für das jeweilige Thema ist.
Für gedruckte Wochen- und Monatsmedien, die in der Berichterstattung zunehmend eigene Akzente setzen müssen, sind Informationen aus Pressemittlungen allenfalls als Impuls für weiterführende Geschichten interessant. Für Onlinemedien und Tageszeitungen sind PMs ein wichtiger Baustein. Würden sich alle Pressestellen dieser Republik ohne Vorwarnung auf einen „pressemitteilungsfreien Tag“ verständigen, würden einige Online-Redaktionen schwer ins Schwimmen kommen.  
Die Masse machts – ganz und gar nicht!
Normale Fachredaktionen und Wirtschaftsmedien erhalten heute in der Regel mehrere hundert Pressemitteilungen pro Tag. Bei w&v gehen nach eigenen Angaben rund 400 PMs täglich ein, bei iBusiness im Vorfeld der diesjährigen dmexco 325. D.h. mindestens jede zweite Minute ploppt eine PM in den Redaktionsmails auf. Mehr als ein kurzer Blick auf die Betreffzeile und den Einstieg der PM ist da für den Redakteur nicht drin. Wer an dieser Schwelle weiterkommen will, muss mit Inhalten und einer interessant klingenden Headline überzeugen. Und wer wirklich Berücksichtigung finden will UND spannende Sachen zu erzählen hat, sollte vor dem Versand der PM lieber zum Telefonhörer greifen. 
Schlechte, weil irrelevante Pressemitteilungen gibt es viel zu viele. Ganz besonders unbeliebt macht sich aber in Redaktionen, wer nach dem Versand anruft und fragt: „Haben Sie unsere Pressemitteilung bekommen?“ Könnte man Stromschläge durch Telefonhörer schicken, würden diese Mitarbeiter von PR-Agenturen und Unternehmen wochenlang mit einer Dauerwelle durchs Büro laufen. Zum wechselseitigen Respekt im Alltag gehört es nämlich auch, dass die PR den Medien keine Zeit stiehlt.   
 

Liegt es am trüben Wetter im Depressionsmonat November? Gestern schlug uns aus dem Netz geballter Frust entgegen. Tenor: Es ist ein Jammer mit diesem Social Media. Alle sind irgendwie frustriert. Die Presse und ihre Journalisten („Viel Aufwand, zu wenig Ertrag“ bei den Kollegen von meedia). Die Pressestellen und ihre –Sprecher („Pressestellen schieben Social Media Frust“ bei den Kollegen vom PR-Report ). Quelle des beidseitigen Frusts: eine einseitige Untersuchung (also nur in der grafischen Aufarbeitung) von news aktuell und Faktenkontor zu den Erwartungen von Journalisten und PR-Profis an Social Media.
Die Ergebnisse des Trendmonitors sind übrigens vom April 2014. Nicht mehr ganz taufrisch, aber singulär verwertet und in der Tendenz herrlich passend für den November – der als Monat übrigens dringend mal PR bräuchte. In derselben Studie antworteten übrigens 63 Prozent der Journalisten und 65 Prozent der Pressesprecher, dass sich ihre Erwartungen an Social Media zum Teil erfüllt hätten. Also was jetzt? Lässt sich der Frust einfacher bewältigen, indem man die vorliegenden Zahlen mal anders interpretiert?

Misserfolg von Unternehmen im Social Web
Quelle: news aktuell

 
Ganz so einfach sollten wir uns es nicht machen. Denn die Auswertung und die Headlines der Fachmedien passen von der Tonlage in das Gefühl, das derzeit die Branche wieder auf den Boden geholt hat. Social Media ist nicht die Lösung aller Absatzprobleme von Marketingverantwortlichen und aller Kommunikationsprobleme von Pressesprechern. Das war es nicht, das wird es nicht werden. Und Social Media ist zwar eine wichtige Traffic- und Feedbackquelle für Journalisten, aber auf Sicht keinesfalls die Einzige. Woran liegt es, dass das vorweihnachtliche Frustgefühl bei Social Media weitgehend unwidersprochen bleibt? Hier meine Sicht:
Den vollständigen Beitrag lesen Sie auf LEAD Digital

Redaktionen sind immer knapper besetzt. Dadurch wird es immer schwieriger, in investigativer Absicht den eigenen Screen zu verlassen. Der Alltag der meisten Journalisten besteht aus Einladungs-Terminen und Telefonrecherche. Ins verlagseigene Archiv zieht es nur noch selten jemanden. Und der Einstieg in die Recherche, wir haben sie in Anlehnung mal Journalist Journey genannt, findet im Regelfall über das Netz statt.
Der aktuelle Social Media Trendmonitor von newaktuell und Faktenkontor belegt (bei einer absolut ausreichenden Fallzahl, n=452), was viele PRler und Unternehmenskommunikatoren bereits im Alltag spüren: Mediale Recherche startet auf der Unternehmens-Webseite oder noch einfacher bei Google. Und vor dem Anruf beim Pressesprecher oder der Quelle seines Vertrauens klickt sich der Journalist dann nochmal kurz bei Wikipedia rein. Erst dann kommt der Agenturticker und das hauseigene Archiv.

Recherchequellen für Journalisten. Quelle: Social Media Trendmonitor 2013, newsaktuell/Faktenkontor
Recherchequellen für Journalisten. Quelle: Social Media Trendmonitor 2013, newsaktuell/Faktenkontor

Erstaunlich freilich, dass nur jeder achte Medienvertreter auch die Social Media-Präsenzen der Unternehmen als Quelle nutzt. Da hätte ich persönlich einen höheren Wert erwartet. Die Zurückhaltung an dieser Stelle korreliert noch mit einem anderen Ergebnis aus der Erhebung: Die deutliche Mehrheit der Medienschaffenden (59 Prozent) nutzt Twitter nicht als Quelle und 55 Prozent finden, dass Twitter „nicht zitierfähig“ ist. Irgendwie sagt mein persönliches Gefühl, dass dieser Wert in TV-Nachrichten und Newsportalen ganz anders aussieht.
Immerhin ist die Skepsis der Medienvertreter gegenüber dem Neuen zurückgegangen: 46 Prozent der befragten Journalisten sagten, dass ihre Arbeit durch Social Media „erfolgreicher“ geworden ist. 22 Prozent waren gegenteiliger Meinung. Für 74 Prozent der Journalisten haben sich die Erwartungen der eigenen Redaktion an Social Media erfüllt, allerdings zum Großteil nur teilweise (64 Prozentpunkte). Warum? „Viel Aufwand, zu wenig Ertrag“ so lautet die zentrale Kritik der Medienvertreter.
Bei den sozialen Netzwerken hat sich die Einschätzung der Journalisten kaum gewandelt: Facebook, YouTube und Twitter dominieren, Xing ist noch doppelt so „wichtig“ wie LinkedIn und Google+ wird durchaus skeptisch gesehen.
Journalisten beurteilen die Wichtigkeit sozialer Netzwerke. Quelle: Social Media Trendmonitor 2013, Newsaktuell/Faktenkontor
Journalisten beurteilen die Wichtigkeit sozialer Netzwerke. Quelle: Social Media Trendmonitor 2013, Newsaktuell/Faktenkontor

.Für Unternehmen bedeuten diese Ergebnisse: Das Web steht in der Recherchekette bei vielen Medien ganz am Anfang. Wer dort einen überzeugenden Eindruck hinterlässt – und zwar auf mehrere Kanälen -, punktet im Vorfeld.
 

Das Schöne an der Eigen- und der Fremdwahrnehmung ist,  dass man selbst ganz selbstverständlich der Ansicht ist, dass man gar keine andere Sichtweise haben könne als die Eigene. Dieses etwas philosophisch angehauchte Entrée bringt uns direkt zum Thema Social Media Know-how.  In dem von newsaktuell und Faktenkontor dankenswerterweise stetig aktualisierten Trendmonitor wurde diesmal das Thema „Social Media in Unternehmen, Redaktionen und PR-Agenturen“ untersucht. Ein Ergebnis, sie ahnen es: beim Thema Social Media Know-How gibt es eine deutliche Kluft zwischen Eigeneinschätzung und Fremdwahrnehmung. In Zahlen: 39 Prozent der Unternehmenskommunikatoren sagen, die eigenen Firmen seien „gut oder sehr gut“ für Social Media gerüstet.  75 Prozent der befragten PR-Agenturen aber sind der Meinung, dass Ihre Kunden (die Unternehmen) „mittelmäßig oder schlecht“ für den Umgang mit Social Media gerüstet sind.

Social Media Trendmonitor 2012

 
Jetzt gibt es mindestens zwei Möglichkeiten, dieses Ergebnis zu deuten:
1. Die Unternehmens-Kommunikatoren haben beim Thema Social Media die rosarote Brilla auf, die normalerweise die Agenturen tragen (insbesondere dann, wenn es gilt, die Umsatzentwicklung des kommenden Jahres einzuschätzen)
2. Die Agenturen stufen die Qualitäten Ihrer Kunden, selbst erfolgreich mit dem Thema Social Media umzugehen, herunter, weil sie noch jede Menge Beratungsdienstleistung verkaufen wollen.
Für alle Befürworter von Variante 2 möchten wir an dieser Stelle aus dem kontinuierlich erhobenen aktuellen „Interaktiv-Wirtschaftsklima“ der Kollegen von iBusiness zitieren
„Das Thema Social Media ist also ein echtes Hype-Thema. Denn ist die Differenzierung der Gesamtbranche positiver als die Einschätzung der eigenen Umsätze sprechen wir von einem Hype. Damit ist die Stimmung was das Social-Media-Geschäft betrifft, in den vergangenen Monaten dramatisch gekippt. Im Herbst 2011 lagen beide Indexwerte mit 1,79 (allgemein) und 1,80 (eigene Umsätze) nahe beieinander auf einem relativ hohen Niveau. Im Vergleich zu allen anderen Marktsegmenten wurden im Bereich Social Media sogar noch vor wenigen Monaten die höchsten Umsätze erwirtschaftet. Das heißt, binnen eines halben Jahres ist aus einem boomenden Markt ein Markt mit wenig Umsatz- und noch weniger Gewinnerwartung geworden.“

Wenn die Agenturen aber weniger Geld mit Social Media-Projekten für Unternehmen verdienen, könnte das auch bedeuten, dass Unternehmen sich schlau gemacht haben und mittlerweile auch ohne externe Unterstützung mit Facebook, Twitter & Co. klarkommen.
Man müßte fast schwarzsehen, wären da – als kleiner Hoffnungsschimmer für alle Social Media-Dienstleister – nicht die 56 Prozent Unternehmens-Kommunikatoren, die ihre Firmen selbst bisher nur mäßig  für Social Media gerüstet sehen. Also: Am besten einfach die richtige Brille aufsetzen und dann ab in die Sonne.
P.S: Wir bei cocodibu sind übrigens der Ansicht, dass ein externer Dienstleister beim Thema Social Media prima beraten, aufsetzen und schulen kann – gerade weil er die Erfahrung aus mehreren Projekten mitbringt. Mittel- und langfristig aber müssen die meisten Social Media-Projekte aus dem Unternehmen heraus gesteuert werden (Stichwort: Authentizität!) 
P.P.S: Was das Thema Journalisten und Social Media betrifft, hat sich Christian Jakubetz ein paar amüsante und lesenswerte Gedanken gemacht.
 

Wer heute noch Abendveranstaltungen besucht und von Podiumsdiskussionen, die mit sechs Personen besetzt sind, ernsthafte Inspiration erwartet, geht meist enttäuscht. Also besser nix erwarten, dann wird die Erwartungshaltung auch voll getroffen. So geschehen beim gestrigen mediacoffee von newsaktuell in München. Und das lag nicht an der perfekt organisierten Veranstaltung. Auch nicht am Moderator Thomas Knüwer, dessen rot-schwarze Ringelsocken gestern schwer an Fußballstutzen erinnerten. Es sind die scheinbar kleinen Ideen, die vielleicht noch unspektakulär in der Nische blühen, die wirklich interessant sind. Auf großen Podien findet man Sie nicht. Auch deshalb nicht, weil viele Medienmacher selbst nach Orientierung suchen.     

Meine kurze Zusammenfassung des Abends, der eher ein koffeinfreier Mediacoffee war: Große klassische Nachrichtenmedien sind mitten in der Transformationsphase, (bewegte) Bilder prägen zunehmend das Web und irgendwie verlieren die Medienmarken an Strahlkraft. Oder auch nicht.Je nach Mediensozialisation, Alter und digitaler Nähe. Facebook und Google sind die (Erlös)Feinde aller Medien, die gleichzeitig aber nicht ohne sie können.     

Für mich persönlich kam das Fazit des Abends von Arno Makowsky, dem Chefredakteur der Abendzeitung: "Statt alles irgendwie zu versuchen, einfach auf das besinnen, was man am besten kann. Und dann darauf konzentrieren!" Dafür ein "Gefällt mir". (Christian Faltin)

P.S: Bilder und Videos vom Abend hat newsaktuell ebenso professionell aufbereitet wie eine wesentlich inhaltsstärkere Zusammenfassung.

 

 

Der scheinbar berufsimmanente Grundoptimismus der PR-Branche zeigt sich von Halbjahr zu Halbjahr immer wieder, wenn die Kollegen von newsaktuell und Faktenkontor ihren aktuellen PR-Trendmonitor vorlegen. Dann beurteilen die PR-Kollegen aus Agenturen in schöner Regelmäßigkeit die Lage weitaus rosiger als ihre Kollegen aus den Pressestellen. So auch im aktuellen Trendmonitor vom September 2010: Da erwarten 42 Prozent der Agenturen ein Budgetplus und nur 25 Prozent der Pressestellen. Unser Vorschlag: Von der Differenz können die Agenturen dann ihre Weihnachstfeiern bezahlen.

Die Grundpessimisten unserer Branche sitzen scheinbar in den Redaktionen.Gefragt nach der Zukunft von Print, sagen 54 Prozent der Journalisten, dass diese Mediengattung bis 2020 "drastisch an Bedeutung verlieren" wird. Bei dern PRlern sind nur 46 Prozent dieser Meinung. Zwei Drittel der Journalisten prognostizieren sogar, dass 2020 "zahlreiche deutsche Tageszeitungen nicht mehr erscheinen" werden. Sie ahnen es bereits: "Nur" 54 Prozent der PR-Kollegen sind dieser Meinung.

Und wenn es noch eines letzten Beweises bedarf: Die PRler stellen den Journalisten ein besseres Zeugnis aus, als diese sich selbst. Gut 37 Prozent der Kollegen in Pressestellen und PR-Agenturen attestieren den Journalisten, dass sie die Herausforderungen des Internet erfolgreich gemeistert haben. Von den Redakteuren sagen das gerade mal ein gutes Viertel über sich selbst. 

Wer nun Recht gehabt hat, die rosaroten Brillenträger oder die Schwarzmaler, werden wir 2020 überprüfen. Bis dahin setzen wir darauf, dass sich etliche der Journalisten, die ihren Job bei Tageszeitungen und anderen Printredaktionen verlieren werden, der Öffentlichkeistarbeit zuwenden. Um dann als journalistisch vorgebildete PRler nur noch pragmatische Prognosen abzugeben.Vielleicht erleben wir ja dann im PR-Trendmonitor 2015 die Situation, dass nur noch 5 Prozent der Agenturen mit einem Budgetplus rechnen, weil die Pressestellen ihre Aufträge direkt an die arbeitslos gewordenen Journalisten vergeben.  

(Christian Faltin)

P.S.: Und weil newsaktuell vorbildliche Social Media Releases für seine Studie erstellt, hier noch die Umsetzung in bewegten Bildern.

 

Twitterwalls können auf Veranstaltungen ein feine Sache sein. Vorausgesetzt sie sind nicht direkt hinter dem Podium angebracht, so dass die Diskutanten und der Moderator sie nicht sehen können. So beobachtet gestern (7. Juni) auf dem Mediacoffee von newsaktuell in München.

Dann nämlich können Sie zum Ärgernis für das Podium und zur Belustigung für das Publikum werden. Es gibt nämlich, bei jeder Veranstaltung, eine Reihe von Twitterer-Typen, die sich dann – manchmal im wahrsten Sinne des Wortes – auf der Twitterwall breit machen.

Hier eine kleine Auswahl:

1. Der/Die Ernsthafte …ermahnt den Moderator doch bitte zur Sache zu kommen, die Diskutanten möglichst nicht abzuschweifen und endlich Antworten zum Thema der Diskussion zu liefern. Er/Sie erwartet ernsthaft, dass bei der Diskussion etwas Zählbares herauskommt.

2. Der Pos(t)er…findet, dass er/sie wesentlich mehr zum Gelingen des Abends beitragen könnte, als das armselig besetzte Podium. Deshalb postet er in hoher Frequenz Beiträge, die ihn als den besseren Experten ausweisen und die Diskutanten alt aussehen lassen.   

3. Der Joker…opfert für einen guten Joke seine Schwiegermutter oder mehr. Sein Traum: Das Publikum lacht über seinen Tweet auf der Twitterwall, während sich die Diskutanten vorne um sachlichen Input bemühen. Gegen den Joker kann man nicht gewinnen, er kann sich nur selbst stechen.

4. Der Motzer…findet alles und jeden schlecht: Die Mikrofone knistern, das WLAN hakt, die Krawatte des Moderators oder seine Gesprächsführung gefällt nicht, die Beiträge sind öde, das Wasser lack, die Luft schlecht oder die Plätze zu wenig. Der Motzer disqualifiziert sich meist selbst.  

5. Der (externe) Experte…ist zwar nicht vor Ort, sondern meist im ICE zwischen Heute und Morgen unterwegs. Aber er hält sich für so unentbehrlich, dass er die Diskussion via Twitter aus der Ferne verfolgt und natürlich eifrig so kommentiert, dass sich der Veranstalter schämt, ihn nicht eingeladen zu haben. Allerdings hätte er eh keine Zeit gehabt, weil ihn Steve Jobs gerade eingeladen hat.  

6. Die Zitateschleuder...findet persönliche Äußerungen extrem wichtig und positioniert sich über eine meist knackige Wiedergabe derselben. Dumm nur, wenn man nicht der Erste ist, der das Zitat postet. Nummer 4 auf der Twitterwall will keiner sein.

7. Der offizielle Twitterer…hat das Pech , dass ihm Nummer 1 bis 6 meist alle guten Zitate, Bonmots und erwähnenswerte News der Veranstaltung vorwegnehmen. Wer will schon eine offizielle Quelle, wenn das Publikum unvoreingenommen aus erster Hand informiert. Wer als offizieller Twitterer Motzer und Poser zur Ordnung ruft, ist „Zensursula“ und komplett unten durch. Das Leben ist ungerecht.   

Ach ja, natürlich wurden gestern abend auch interessante Inhalte diskutiert, wobei bei mir persönlich Trendforscher Peter Wippermann und FOCUS Online-Jochen Wegner den nachhaltigsten Eindruck hinterließen. Auch das gehört übrigens zu Twitter: Dass man (fast) immer weiche Noten an den Moderator und das Publikum verteilt. 

Und wenn Sie jetzt immer noch auf Ihrer Veranstaltung eine Twitterwall einplanen, bitte folgendes berücksichtigen:

– Moderator und Diskutanten müssen die Tweets lesen können

– Beziehen Sie die Twitterer persönlich in die Debatte ein (und zwar nicht erst am Ende)

Viel Spass. (cf)

Da wir nicht die Einzigen waren, die sich ein wenig am Thema und der Twitterwall abarbeiteten, hier noch ein paar Links: der DFKOM-Blog, der Blog von Björn Ciezslik, Jens Petersen von newsaktuell,die Kollegen von F&H, der IT-Blog und der Blog von Matthias Lange

Und hier das Veranstaltungsvideo der Kollegen von newsaktuell:

 

Heute kommen die Ergebnisse einer aktuellen Studie von newsaktuell und Faktenkontor, die den Sachstand von Unternehmen und Agenturen in Sachen Social Media abgefragt hat. Die Ergebnisse: Rund die Hälfte aller Pressestellen arbeitet derzeit an einer Strategie für Social Media, ein gutes Drittel hat bereits eine. Nur fünf Prozent wollen sich zu dem Thema keine Gedanken machen. Wenn Unternehmen über Social Media mit Interessensgruppen sprechen, dann haben hauptsächlich PR und Marketing den Hut auf. Bei mehr als der Hälfte aller Unternehmen führen 2 bis 5 Verantwortliche den Dialog im Web. Laut Umfrage haben allerdings nur 28 Prozent der Pressestellen in diesem Jahr für Social Media ein Budget.

SM-Studie

An anderer Stelle in diesem Blog haben wir ja schon einmal das Berufsbild eines Social Media Managers umrissen. In den folgenden Wochen wollen wir deshalb eine kleine Serie mit (hoffentlich) hilfreichen Tipps zu verschiedenen Aspekten von PR und Social Media publizieren. Los geht es in Kürze mit der "Social Media Organisation". Als kleiner Service für all jene 50 Prozent der Pressestellen, die derzeit an Ihrer Strategie arbeiten.(cf)

Der PR-Branche ist es ja berufsbedingt (vor) gegeben, am Horizont stets rosarote Wolken zu sichten. Das gilt natürlich auch, wenn es um die Geschäftsentwicklung der eigenen Branche geht. Regelmäßig fragen dankenswerterweise newsaktuell und Faktenkontor im PR-Trendmonitor Agenturen und Pressestellen nach ihren  Umsatzerwartungen. Und regelmäßig sind die Agenturen optimistischer als die, die Aufträge vergebenden Unternehmen. Hoffnung statt Realismus? Oder eine selbsterfüllende Prophezeiung?

Leider nicht! Denn da gibt es ja auch noch Gerhard Pfeffers regelmäßiges PR-Ranking, in dem die Agenturen – hoffentlich – ihre realen Umsätze melden: 2009 steht da aktuell ein Minus von 3,4 Prozent. Und was hatten die Agenturen vorab prophezeit: 70 Prozent erwarteten einen steigenden oder stabilen Umsatz (30 steigend, 40 Prozent stabil). Hm? "Läuft" würde Stromberg sagen. 

Und wie geht es 2010 weiter? Sie ahnen es bereits: Fast 42 Prozent der Agenturen erwarten steigende Umsätze. Und wieder mal nur 16 Prozent der Unternehmens-Pressestellen. Sind das 26 Prozentpunkte Zweckoptimismus? Gerhard A. Pfeffer wird uns im April 2011 aufklären.

Verdunkeln sich Ihre Geschäftsaussichten auch? Dann bitte die Sonnenbrille abnehmen und bei Fielmann ein Exemplar mit rosa Gläsern ordern.

P.S.: Übrigens keine Frage, dass wir bei cocodibu 2010 selbstverständlich einen stark steigenden Honorarumsatz erwarten.(CF)