Seit einigen Tagen ist auf Spiegel Online eine lebhafte Diskussion entbrannt. Thema: Online-Bezahlinhalte. Dass die Medienlandschaft im Umbruch ist, ist keine Neuigkeit. Doch die Zeitungskrise zieht immer weitere Kreise. "Die US-Zeitungen taumeln nicht mehr, sie befinden sich im freien Fall". Walter Isaacson vom "Time Magazine" fordert einmal mehr, dass Zeitungen für ihre Inhalte im Netz Geld verlangen sollen. Doch die Bereitschaft, für E-Paper zu bezahlen, ist gering. Im Spiegel-Artikel heißt es dazu:

"Gerne wird behauptet, dass Leser von Print-Produkten für Journalismus
bezahlen. Dies kann getrost als falsch bezeichnet werden: Die Leser
bezahlen für die horrenden Kosten der Print-Distribution. Den
Journalismus zahlte immer schon die Werbung. Wenn die Nutzer im Netz
nicht direkt zahlen wollen, verlangen sie nur, dass die Kostenvorteile
der Online-Distribution auch an sie weitergeben werden."

Trotzdem wird sich das System auf Dauer nicht tragen, wenn Netzzeitungen kostenfrei bleiben. Neu an der ganzen Diskussion ist ein Vorschlag, der unter dem Namen Kachingle-Modell bekannt wurde. Die Idee:

  • Der Nutzer wird nicht für einzelne Inhalte zahlen wollen, sondern nur für Bündel.
  • Der Nutzer wird seine Zahlungen entsprechend seiner tatsächlichen monatlichen Abrufe auf die Anbieter verteilen wollen.
  • Verlage müssen verstehen, dass der Nutzer nicht vorher für Inhalte zahlen wird, sondern nur nachträglich.

Das Abrechnungsmodell ist sehr idealistisch angehaucht: Der Nutzer
zahlt pro Monat einen freiwillige Betrag, zum Beispiel fünf Euro. Das System
überwacht die Nutzung aller entsprechend registrierten Angebote. Am
Ende des Monats entscheidet der Nutzer selbst, ob die Zahlungen
automatisiert oder nach einem von ihm festgelegten Prinzip ausgeschüttet werden sollen.

Ein solches System soll den Markt unterstützen und Vielfalt garantieren. Die rege Beteiligung an der Diskussion im Spiegel-Forum zeigt, wie brisant die Thematik ist. Reinklicken lohnt sich… (Katharina)

Neu ist die Nachricht ja nicht wirklich: Die Medienlandschaft ist im Umbruch, das Internet wird die Printmedien überholen. Doch bemerkenswert ist, wie schnell diese Entwicklung fortschreitet. Bis 2018 wird sich das WWW als kombinierte Informations-, Unterhaltungs- und Einkaufsquelle in den Generationen bis 60 Jahren durchsetzen. Das sagt zumindest eine Studie der Fachhochschule Mainz, zu lesen unter Spiegel Online. "Besonders erstaunt hat uns zum einen die Selbstverständlichkeit, mit der die jüngere Generation die verschiedenen Online-Angebote nutzt, zum anderen die Geschwindigkeit, mit der die 35- bis 50-Jährigen gelernt haben, die neuen Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten zu gebrauchen" – sagen die Forscherin und der Forscher. Was etwas überrascht: Die Zeitungen sollen sozusagen den Ast absägen, auf dem sie sitzen. Die Studie fordert die traditionellen Medien dazu auf, ihren Lesern zu zeigen "wie sie an die Benefits im Internet kommen können". Aha! "Zeitungsleser müssten mehr vom Internet profitieren als Nicht-Zeitungsleser", interpretiert der Spiegel. Nur wie lange wird es dauern, bis die "Benefits" die Leser vollständig überzeugt haben? Sollten Zeitungen nicht eher Argumente liefern, warum es trotz des Internets sinnvoll ist, sich noch die Printausgabe einer Zeitung zu kaufen? Hoffnung macht die Studie der digitalen Wirtschaft. Noch immer sei die
Zurückhaltung der werbetreibenden Industrie bei Social Networks relativ
groß. Hier heißt es Vertrauen schaffen, um dieses Potential zu
erschließen. (Katharina)