Heute machen wir mal etwas für uns total Untypisches: Wir reden über Print. Lesestoff zum Anfassen, nicht zum Anklicken. Deshalb haben wir in der Agentur eine kleine Umfrage gestartet: Welches ist – abseits von Branchenmagazinen und Berufslektüre – unsere absolute Lieblingszeitschrift? Und warum?

 

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Daria:

Wer gibt schon zu – ich lese Boulevard-Presse? Natürlich nur beim Arzt, zum Zeitvertreib und weil da nichts Besseres ausliegt. Aber welche Frau mag keinen Klatsch und Trasch? Also ich schon, und meine Freundinnen auch. Ich möchte doch wissen, wann wer wo in welchem Kleid und mit wem gesehen wurde, ich will doch "InTouch" bleiben. Ich möchte mich so fühlen, als ob ich auch auf den ganzen tollen "GALA"-Events war, zumindest beim Anschauen von Fotos. Und ich brauche eine "Bunte"-Auswahl an Klatsch-Themen für den Samstag-Nachmittag-Kaffee am Gärtnerplatz mit der besten Freundin. Eigentlich will ich nur mal kurz vom Alltag abschalten. Ah ja, und wissen, dass "Celebrities" es auch nicht leicht haben – sie wissen doch auch nicht immer, was sie anziehen sollen, greifen schon mal ab und zu daneben und haben auch Beziehungsstress!

 

Myrjam:

Meine absolute Lieblingszeitschrift ist die InStyle. Wenn ich das sage, hebt meine Freundin B. immer ihre linke Augenbraue mit einem missbilligenden „Aber da steht doch gar nichts drin“. Na, und? Ich finde, Text wird zumindest manchmal überbewertet. Wenn ich eine Frauenzeitschrift kaufe, erwarte ich viele bunte Hochglanzbildchen für mein Geld und vielleicht noch eine nette Home-Story, in der Kate Moss erzählt, auf welchem Flohmarkt sie die Dinge kauft, mit denen sie ihren Vintage-Kleiderschrank füllt. Denn was mich wirklich interessiert, wenn ich eine Frauenzeitschrift durchblättere, ist doch: Wo bekommt man die tollsten Klamotten her, kann ich dieses Jahr noch Wedges tragen, und für welche Nagellackfarbe muss ich mich lieber schon jetzt anstellen? Außerdem will ich wissen, wie ich das ganze Klimbim ordentlich zusammen kombinieren kann. All das gibt es hübsch bebildert in dieser wunderbaren Publikation. Und wenn ich was lesen will, kauf ich mir ein Buch.

 

Sabrina:

Für den Englisch Leistungskurs sollten wir uns das TIME Magazine abonnieren. Das ist nun drei Jahre her und ich bin immer noch begeisterte Leserin der US-Zeitschrift, deren Artikel in der ganzen Welt gelesen werden. Die Mischung aus Politik, Weltgeschehen, Portraits und neuen Medien macht’s. Zusätzlich wird mein Englisch geschult, und die TIME passt aufgrund ihres schmalen Umfangs in jede Handtasche – nur leider fehlt mir manchmal die time zum Lesen!

 

Susanne:

Ich lese seit vielen Jahren regelmäßig die Neon. Für mich eine gute Mischung aus Unterhaltung und Wissen. Hintergrundreportagen und Interviews sind genauso Teil des Inhalts wie sinnfreie Psychotests und die neusten Musik- und Modetrends. Die Texte sind witzig und originell – einfach anders als gewohnt. Zudem bin ich ein großer Fan der allmonatlichen Rubrik "Unnützes Wissen – Fakten, die man im Gedächtnis behält, obwohl man sie sich nicht zu merken braucht". Wussten Sie zum Beispiel, dass es den Journalisten in Lettland noch schlechter geht als den deutschen? Die müssen nämlich beim staatlichen Rundfunk aus Spargründen ihr eigenes Klopapier zur Arbeit mitbringen.

 

Stefan:

Was gibt’s Schöneres, als sich Sonnabend Nachmittag aufs Sofa zu fläzen und in der aktuellen „Guitar“-Ausgabe zu schmökern? Gibt’s? Gab’s! Das Blatt hat ein wenig unter einem zu vermuteten Sparkurs gelitten. 200 Euro-Fernostklampfen werden zu Flitzefinger-Griffbrettern hochgejazzt, Interviewer sind nur noch Stichwortgeber und na ja, die vor einiger Zeit neu eingeführte Heftstruktur ist auf Dauer ein wenig ermüdend. Auf der Habenseite bleiben immer noch die CD-Tipps, ein paar Döntjes aus dem Gitarren-Kosmos und der ein oder andere inspirierende Lick. Ach so: Und natürlich der Anzeigenteil – ideale Inspiration, um das eigene Equipment zu erweitern. Wahrscheinlich war der Webauftritt www.guitar.de für mich deshalb nie eine echte  Alternative.

(sh)

Wenn Springer-Chef Mathias Döpfner mit Verweis auf seine App-Verkaufszahlen schon von einer Renaissance der Medienbranche spricht (wie kress heute schreibt), wollen wir an dieser Stelle natürlich nicht der Spielverderber sein. Ist ja auch eine ordentliche Hausnummer: Insgesamt realisierte Springer knapp 540.000 Verkäufe, summierend aus Monats-, Dreimonats- und Jahresabos plus den kostenpflichtige Downloads von Apps. Allein auf die „Bild“-App für das iPhone entfallen 405.400 Verkäufe und 263.300 Downloads.

BIld ist damit im App-Store hinter zwei Navigationstools und dem Sexgott ("1.000 Fakten über Sex") die Nummer vier der umsatzstärksten Apps in Deutschland. Respekt. Doch bevor jetzt landauf, landab in den Verlagsetagen angesichts eventuell glänzender Erfolgsaussichten in diesem Markt die Schampus-Korken knallen, lohnt einen detaillierter Blick in das Ranking der umsatzstärksten Apps. Dieser zeigt:

– Gerade mal vier Zeitungs-Titel plazieren sich in den Top 200 der umsatzstärksten Apps (siehe Tabelle, Stand: 8.12, 18.30 Uhr).

– Qualitätstitel wie Spiegel und Zeit Online liegen im Ranking hinter Angeboten wie das Volksradio (Platz 196).

– Im eigenen Revier Nachrichten wildern erfolgreich neue Konkurrenten wie der App-Kiosk Deutsche Zeitungen.

– Unklar ist, wie preissensibel die User in Sachen Apps reagieren. Zwar ist die Bild-App beispielsweise mit 79 Cent nur halb so teuer wie etwa Welt mobil, im Spitzenfeld der umsatzstärksten Tools können sich allerdings auch deutlich teurere Anwendungen wie beispielsweise das Spiel "Need for speed" zum Preis von 3,99 Euro erfolgreich behaupten.

 

  ZeitungsAppsNeu
Fazit: eine neue völlig neue Wettbewerbs-Situation für Verlage. Sie konkurrieren mit anderen, nicht redaktionell getriebenen Inhalte-Anbietern nicht länger nur um das Zeitbudget der Verbraucher, sondern jetzt auch um deren Geld-Budget. Ob sie dies erfolgreich meistern, müssen sie erst noch beweisen.

 

 Patricia Langen

 

„Das Merkwürdige an der Zukunft ist die Vorstellung, dass man unsere Zeit einmal die gute alte Zeit nennen wird.“ Wäre der gute alte Hemingway Mitte des lezten Jahrhunderts wieder raus aus Meer gefahren, wenn er gewußt hätte, dass seine Bücher ein halbes Jahrhundert später auf einem Bildschirm gelesen werden? Und jetzt, was denken wir, wenn uns Experten vorschwärmen, dass die Zukunft der Zeitschriften elektronisch ist und sie auf einem tablettgroßen Bildschirm stattfindet? 

Lange war der Tabloid-Rechner eher Vision und Studie denn Wirklichkeit. 2010 soll sich dies ändern.Die zwei Videos unten zeigen erste Impressionen für „Wired“ und „Sports Illustrated“. Ein kleiner Vorgeschmack darauf, was in Zukunft Realität wird: die Zeitschrift als t-App-loid.


Das Internet hat bei Managern und Geschäftsführern den Fachzeitschriften den Rang abgelaufen, so das Fazit einer Virtual Identity-Studie, die "Netzökonom" Holger Schmidt heute zitiert. So weit, so noch einigermaßen vorhersehbar. Überraschend an der Telefon-Umfrage bei 750 Entscheidern ist vielmehr, dass Social Communities inzwischen nahezu den gleichen Stellenwert haben wie die Fachzeitschriften: Jeder dritte ist auf Xing aktiv, jeder fünfte nutzt Communities zum Experten-Chat. Fachverlage dürften derartige Ergebnisse einiges an Kopfzerbrechen bereiten: Sie sind zumeist noch nicht einmal für das Web 1.0. gerüstet – tragfähige redaktionelle Content-Sites sind derzeit noch die Ausnahme. Und jetzt also auch noch Web 2.0.: Erfolgreiche Communities von Fachverlagen – wer kennt welche?

Bis vor kurzem dachte ich, mit Anfang 30 (und gefühlten Anfang 20 🙂 und meiner Affinität (da ist es wieder, das schöne Wort) zum Medium Online gehöre ich in Sachen Medien-Nutzung immer noch zur Gruppe der absolut hippen First-User. Vergangene Woche wurde ich zumindest teilweise eines Besseren belehrt. Ort des Erkenntnis: ein Social Media Roundtable mit fünf jungen Leuten Anfang 20, die sich zu ihrer Mediennutzung äußerten und Vor- sowie Nachteile verschiedenster Kanäle miteinander diskutierten.

Folgende Erkenntnisse möchte ich hiermit mit Ihnen teilen:

Tageszeitungen werden kaum mehr gelesen (es sei denn, sie liegen irgendwo in der WG herum)
Zeitschriften wie der Spiegel oder Focus haben prinzipiell kaum mehr Nachrichtencharakter und werden höchstens ab und zu als ganz gute Zusammenfassung wichtiger Ereignisse konsumiert (Abo kommt da mal gar nicht mehr in Frage). Klare Ansage: Online ist die Nachrichtenquelle schlechthin! Hier aber nicht die Internetableger der klassischen Tageszeitungen oder Nachrichtenmagazine, sondern eher die – sagen wir mal – seichte Aufbereitung auf den großen Unterhaltungsportalen (wir kennen sie alle)
Radio wird schon noch gehört (puh, wenigstens hier bin ich noch richtig up to date), doch eher hippe Online-Streamings, als die reichweitenstarken Sender (… oder doch nicht mehr)
TV bekam es richtig schlecht ab: gekuckt wird kaum mehr (dank zunehmender Casting-Shows! – ich stimme überein!!), höchstens das Frühstücksfernsehen ist bei den jungen Leuten noch sehenswert (und vielleicht noch die Tagesschau, falls man mal um 20 Uhr zu Hause ist – wohl ein Überbleibsel der elterlichen Erziehung in dern 90ern!)
Plakate werden kaum wahrgenommen – es sei denn, sie sind mit heißen Männerkörpern bestückt (Coke hat's also richtig gemacht!)
– Was mich besonders erstaunte: Die Download-Kultur lässt scheinbar nach – da fiel doch tatsächlich der Satz "Fairness gegenüber Musikern" – Respekt!
Twitter hat kaum Relevanz (scheint wohl eher was für alte Knacker wie mich zu sein!)
Online-Communities: Na endlich, Sie haben sich sicherlich auch schon gefragt, wo sich die Mitt-Zwanziger denn nun tatsächlich im Netz herumtreiben. Hier kam einhellig die Ansage Facebook. O-Töne hierzu: "Ich bin süchtig" und "Bei mir läuft der Kasten deshalb am Wochenende 24 Stunden lang" – tja, man schafft sich also seine ganz persönliche News-Quelle
Mobile Internetkonsum: würde man gerne, sei auch der nächste Schritt (Stichwort: Smartphone). Der Grund: "Ich will auch am Baggersee mit allen Freunden in Kontakt bleiben" (man könnte ja verpassen, in welchen Biergarten es abends geht…;-)

Also, ich habe so einiges für mich persönlich (aber auch beruflich) mitgenommen aus dieser illustren Runde – hoffe, Sie jetzt auch! (SZ)

Da haben wir’s wieder, auch
an den Kleinsten geht das Internet nicht mehr spurlos vorüber. Die spannenden
Geschichten von Micky Maus und Goofy werden wohl bald nur noch digital konsumiert.
Zumindest scheint es so, wenn man die neuesten Ergebnisse der Kids Verbraucher
Analyse (Kids VA) betrachtet, die der Egmont Ehapa Verlag (Verleger von
Asterix, Lucky Luke, Micky und Co.) heute veröffentlichte. Die Zahlen der sechs
bis dreizehn-jährigen Leser von Kinderzeitschriften sind demnach im Vergleich
zum letztjährigen Anstieg deutlich gefallen. Außerdem waren in diesem Jahr
 3,4 Millionen und damit fast 60 Prozent der 6- bis 13-Jährigen schon
einmal online. 2008 waren's noch 3,1 Millionen. Rund 12 Prozent der Kids surfen
sogar schon fast täglich im Web, rund zwei Prozent immerhin mehr als im
Vorjahr.

Liest man diese Ergebnisse könnte
man doch glauben, Egmont setzt künftig nur noch auf digitale Plattformen. Wohl
falsch gedacht: Laut Ingo Höhn, Anzeigen-Chef von Egmont Ehapa wirkt sich der
Netzkonsum nicht auf die Lesergewohnheiten aus, die Print-Nutzung sei
 "weitgehend komplementär zum Internet" (so Höhn im Horizont Interview) mmh, hoffen wir mal, dass er
Recht behält – es wäre doch jammerschade, wenn die Geschichten aus Entenhausen
aus den Regalen verschwinden würden.

Das Timing hätte nicht besser sein können: Der VDZ kündigt den Manteltarifvertrag, zeitgleich geht Verbandspräsident Hubert Burda in die Offensive und fordert via FAZ von Google – langjähriger Lieblingsgegner der Zeitschriftenverlage – eine Umsatzbeteiligung. Man wolle der "schleichenden Enteignung der Inhalte-Produzenten" nicht tatenlos zusehen. Die Rollen sind klar verteilt:. Die notleidenden nationalen Verlage gegen den globalen Fast-Monopolisten. Klassische David gegen Goliath-Situation also. Ist doch klar bei wem die Sympathien hier liegen, oder? Aber Moment mal: Sind es nicht die Verlage, die ihre Online-Redaktionen derzeit auf SEO optimiertes Schreiben trimmen. Um möglichst viel Traffic über die Suchmaschinen zu erzielen und so die Werbeerlöse nach oben zu treiben? Ist Google künftig immer daran Schuld, wenn noch mehr Journalisten ihren Job verlieren? Tatsächlich ist dasVerhältnis zwischen Google und Verlagen ein bißchen wie zwischen Richard Burton und Elizabeth Taylor: Sie können nicht miteinander,aber auch nicht ohne einander. Und jeder Scheidung folgt die umgehende Versöhnung.  

Der Deutsche per se ist ein Neidhammel. Das ist dann besonders spürbar, wenn es um Gehälter und Umsätze geht. Deswegen reden viele von uns öffentlich möglichst windelweich über zweistellige Zuwachsraten, ein bis dreistellige Millionenumsätze und Veränderungen im einstelligen Prozentbereich. Wer dieses Regel durchbricht und konkret wird, darf mit Aufmerksamkeit rechnen. Diesen Effekt nutzen diese Woche geschickt zwei Protagonisten des deutschsprachigen Webs: Peter Turi und Robert Basic. Basic versteigert sein Blog (das Höchstgebot steht heute 13 Uhr bei 25.050 €), das im vergangenen Jahr finanziell 37.000 € an Werbung einbrachte – und in dieser Woche ein Vielfaches an PR-Wert generierte. Und Ex-Kress-Chefredakteur Peter Turi erzählt gestern auf Basic Blog, dass er mit turi 2 im Jahr 2008 Werbeerlöse von netto 275.000 € erwirtschaftete. Das ist für ein Blog aller Ehren Wert und ungefähr genau die Marke, die eine Agenturneugründung wie cocodibu im ersten vollen Geschäftsjahr umsetzt. Herzlichen Glückwunsch also an turi2 zur erfolgreichen Kommerzialisierung der Idee. Wir bzw. unsere Kunden werden 2009 aktiv weiter dazu beitragen. Und ein bißchen Luft nach oben gibt es für turi2&Co. auch noch: w&v setzte 2007 laut Fachzeitschriftenranking (w&v 18-2008, leider nur in GBI erhältlich) noch knapp 20 Mio. Euro um, Horizont 14 Mio. €. (CF)