Full remote aus Bonn: Vom Schwabinger Office zur Rheinpromenade – neuer Alltag, gleiche Projekte
Homeoffice mit Rheinblick: Wie Bonn meinen Arbeitsalltag verändert
Autor
Ella Brimmers
Datum
06.11.2025
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Plötzlich full remote
Unsere Mitarbeiterin Ella Brimmers (ehem. Malzew) hat unser gemütliches Office in Schwabing mit dem Home-Office in Bonn getauscht. Der Liebe wegen, versteht sich. Was sie statt Münchner Schickeria nun im Rheinland vorfindet, hat sie im aktuellen Blogartikel aufgeschrieben.

Natürlich ungeschminkt, aber mit Filter drauf. Die Devise gilt auch für Videocalls.
Was weiß man schon über Bonn? Wenn man die Personengruppe 50+ fragt: Klar, die alte Bundeshauptstadt. Aber sonst? Neben den Kulturbanausen wird dem ein oder anderen noch Beethoven einfallen. Der Komponist hat den Großteil seines Lebens hier verbracht. Und das wird natürlich zelebriert: Beethovenfest, Beethovenhalle und das Beethovenhaus stehen hier. Da ich allerdings selten auf Fans der klassischen Musik treffe, ernte ich eher irritierte Blicke, besonders wenn ich in meiner bayerischen Heimat bin. Warum so eine schöne Stadt wie München für eine Beamtenhochburg wie Bonn verlassen? Wenn man hier nicht bei der Deutschen Telekom oder DHL arbeitet, ist man schon eine Rarität. Sonst hat die Ex-Hauptstadt keinen besonderen Charme oder Vibe zu bieten, der sich in der Republik herumgesprochen hätte. Das zeigt der Instagram-Account „Germany people of“ besonders eindrücklich: In diesem KI-Video werden typische Pärchen in verschiedenen Städten Deutschlands visualisiert, die jegliche fleischgewordene Klischees verkörpern: In Tracht in Straubing, mit Seebriese in Flensburg oder im Hippie-Look in Freiburg. Und in Bonn sitz man in Blümchenbluse und Jeans mit Büchern am Beethoven-Denkmal. Langweiliger geht es wohl nicht.
Doch meine neue Wahlheimat am Rhein hat natürlich mehr zu bieten. Hier finden sich überdurchschnittlich viele Theater und Museen in Relation zur Einwohnerzahl und die Innenstadt ist deutlich belebt – auch noch mit vielen inhabergeführten Boutiquen. Der Wochenmarkt findet hier jeden Tag statt, und auf der Münsterplatz bleibt selten ohne Veranstaltung leer.
Ich wohne hier im Epizentrum der Stadt - zwischen Bildung (Exzellenz-Uni Bonn), Kultur (Oper vor der Haustür) und dem Verkehrsknotenpunkt „Bertha“ (so wird hier der Bertha-von-Suttner-Platz mit unzähligen Bus- und Bahnverbindungen liebevoll genannt). Aus meiner Sicht ist also immer was los. Ein Kontrast dazu bilden entspannte Spaziergänge am Rhein in der ein oder anderen Mittagspause. Der große „Strom der Romantik“ lässt die Isar dagegen wie ein Rinnsal wirken.

Zur Rheinpromenade brauche ich nur 3 Min zu Fuß (Aufzugfahrt in meinem Wohnhaus eingerechnet). Das Siebengebirge und die beiden Tower von DHL und der UN sind ikonisch für Bonn.
Fun Fact: Aus meinem Fenster im 5. Stock sehe ich mehr Berge als vorher in meiner Wohnung in Bayern. Natürlich ist das Siebengebirge nicht im Entferntesten ein Ersatz für die bayerischen Alpen – aber zumindest ist das Bergpanorama im Alltag heute präsenter. Mein Büro hat allerdings die entgegensetzte Ausrichtung in einen Hinterhof. Dort blicke ich auf Büros, Wohnungen und Hotels. Mein Highlight: Diese beiden Hotelterrassen, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

Ich habe seit meinem 18. Lebensjahr nie irgendwo länger als drei Jahre gewohnt. Meistens eher ein Jahr oder wenige Monate für Praktika und Auslandssemester. Nach fast einem halben Jahr in Bonn weiß ich manchmal immer noch nicht ad hoc wo ich mich räumlich befinde. „Kann ich dich nächste Woche in München besuchen?“ – „Na sicher!“ Ach Moment, das geht ja nicht mehr... Da ich weiterhin für cocodibu mit Sitz in München arbeite, fühlt es sich auch noch an, als sei ein Teil von mir in bayerischen Gefilden geblieben. Ich bin froh, dass ich den Job mit dem Umzug nicht wechseln musste und damit ein Stück Stabilität beibehalten konnte. Für die Kunden macht es ohnehin keinen Unterschied, da sie unter anderem in Hannover, Düsseldorf oder München sitzen.
Wenn, dann ist das eher bereichernd in Hinblick auf die PR-Arbeit: Verschiedene Blickwinkel aus Bayern und NRW im Team zu vereinen, kann die Perspektive auf gesellschaftliche Themen und bestimmte Ereignisse schärfen. Siehe kürzliche NRW-Wahl oder das Oktoberfest. Beides mediale Großereignisse, die man vor der Haustüre nochmal anders wahrnimmt als vor dem Smartphone.



