Ein Geräusch ist uns aus der PR-Branche besonders vertraut – und nein, es ist nicht das Zischen der Kaffeemaschine oder das Rattern des Druckers. Gemeint ist das endlose Tuten in der Telefonleitung. Der freundliche und persönliche Kontakt zu den Journalisten ist unser Brot-und-Butter-Geschäft. Mit ihnen quatschen wir am Telefon über alles Mögliche – Haustiere, das Wetter und den allabendlichen Stau im Berufsverkehr. Und natürlich besprechen wir mit ihnen auch die neusten Themen unserer Branche und Kunden, ist doch klar. In letzter Zeit scheinen allerdings immer weniger Redaktionen Wert auf den direkten Draht zu legen. Woran wir das merken? Zum Beispiel daran, dass manche gar keine Telefonnummer mehr angeben. Oder an dem freundlichen Hinweis der Sekretärin, dass wir nicht mehr anrufen brauchen. Eine Mail reicht aus. Aber tut sie das wirklich?
Überall wird uns suggeriert: Lass das Telefon links liegen. Die Gegenwart und Zukunft der Kommunikation liegen in Messenger-Diensten, Social Media und natürlich den E-Mails. Das ist effizient und spart Zeit und Nerven. Oder? Fakt ist: Das Smartphone mit seinen schier unbegrenzten Möglichkeiten hat in meiner Generation die Art und Weise, wie wir kommunizieren, radikal verändert. Während man früher auf dem Nachhauseweg einfach zwanzig Minuten zum Busfenster hinaus sah, checkt man heute noch seine Mails, verschickt drei Sprachnachrichten und antwortet endlich dem alten Schulfreund bei WhatsApp, der schon am Freitag fragte, wie es denn so geht. Ist das nicht seltsam? Einerseits sind wir immer online und wir brauchen unser Smartphone so sehr, dass wir uns ohne den kleinen Kasten in der Tasche geradezu nackt fühlen. Andererseits verschieben wir eine Antwort auch gerne mal auf später. Sogar die Angst davor, ans Telefon zu gehen und sofort auf die Fragen des Gegenübers reagieren zu müssen, ist inzwischen weit verbreitet. Stattdessen lassen wir es klingeln und schicken dann eine Nachricht: „Du hast angerufen, was gibt’s?“
Ob das eines dieser berühmten „Generationsdinger“ ist? So wie Schlaghosen und Dauerwelle? Ja, sagen Forscher, die die Angst vorm Telefonieren tatsächlich als pathologisches Phänomen der Generationen Y und Z beobachten. Aber wie kann es sein, dass auch ältere Redakteure und Journalisten nur noch so ungerne ans Telefon gehen? Färbt diese „Telefon-Phobie“ etwa ab? Vielleicht ein bisschen, doch das wahre Problem liegt darin, dass die Redaktionen immer mehr ausdünnen, was bedeutet, dass immer mehr PRler auf immer weniger Journalisten treffen. Erschwerend hinzu kommt noch das Problem, dass längst nicht alle PR-Manager das aktuelle – oder auch generelle – Interessengebiet der Journalisten treffen. Wie ist es also überhaupt noch möglich, die Redaktionen mit einem bestimmten Thema zu begeistern?
1. Journalistenansprache auf links gedreht
Die Digitalisierung hat auch für die Medienbranche neue Wege erschlossen und die Recherche gestaltet sich heute ganz anders als noch vor fünfzehn oder zwanzig Jahren. Nur ein Beispiel: Andreas Weck, der als Redakteur für t3n arbeitet, hat im Rahmen seiner Recherche für einen Artikel zum Thema „Karriere-Neustart“ diese einfach auf Twitter verlagert und richtete sich mit seinen Fragen direkt an die Community. Das ist schlau, finden wir. Als PRler ist es deshalb ratsam, dort zu sein, wo die Journalisten ihre Recherche starten – also auch in Social Media. So kann man sichergehen, ihre aktuellen Themen zu kennen. Eine ideale Ausgangssituation für den Dialog also und allemal besser, als mit einem Potpourri an Themen auf die Journalisten zuzugehen.
2. Themen-Pingpong mit den Freien
Sich bei der Medienansprache auf die Zusammenarbeit mit freien Journalisten zu konzentrieren, ist für die PR-Branche ein weiterer wichtiger Tipp. Im Vergleich zu den völlig überrannten Redaktionen sind diese für externen Input häufig dankbar und deshalb offener, was Interview- oder Themenvorschläge betrifft. Allerdings macht es auch hier oft mehr Sinn, mit dem Journalisten zusammen die Möglichkeiten auszuloten, denn die besten Themen entwickeln sich oft erst im beiderseitigen Gespräch. Das funktioniert sehr viel besser, als mit fertigen, vom Kunden abgesegneten Themen die Journalisten anzusprechen. Zum Glück gibt es in unserer Branche einige, mit denen ein solch inspirierender Austausch möglich ist – angefangen bei Lisa Priller-Gebhardt über Raoul Fischer bis hin zu Helmut van Rinsum, um nur einige zu nennen.
3. Aller Anfang ist schwer
Egal ob PR-Agentur oder Redaktion, egal ob am Telefon oder per Mail, der Einstieg ins Berufsleben ist für alle schwer. Deshalb sollten gerade jüngere PR-Manager, die noch am Anfang ihrer Karriere stehen, die Chance nutzen, um mit dem Journalisten-Nachwuchs in Kontakt zu kommen. Während die alten Hasen im Business nämlich schon über ein großes Netzwerk verfügen, das sie über Jahre hinweg aufgebaut haben und auf das sie sich auch gerne verlassen, sind ihre jüngeren Kollegen noch am Sondieren und werden seltener von Externen kontaktiert. Das bedeutet auch, dass sie häufig offener für neue Themen sind und sich gerne inspirieren lassen. Hinzu kommt: Sie sind meist in derselben Altersgruppe wie wir hier in der Agentur, was den Dialog ungemein erleichtert. Deshalb freue ich mich beispielsweise immer auf den Austausch mit jungen Journalisten wie Niklas Lewanczik von OnlineMarketing.de, Claudia Wieschollek von t3n oder Alena Schubert von der New Business.
Mein Fazit lautet: Auch wenn der direkte Journalistenkontakt für uns PRler das A und O ist, ist es vielleicht doch besser, einmal öfter abzuwägen. Ist mein Anliegen schriftlich eher schwierig auszudrücken? Oder lässt sich das, was ich zu sagen habe, ebenso gut per Mail klären? Gerade bei fertigen Teasern, Pressemitteilungen oder Gastbeiträgen kann es hilfreich sein, dem Journalisten alles Nötige zuzusenden, damit er selbst entscheiden kann, wann er Zeit hat, sich in Ruhe mit dem neuen Thema zu befassen. Denn: Die Zeit und auch die Aufmerksamkeitsspanne der Journalisten ist so knapp bemessen wie nie zuvor. Die fehlende Durchwahl ist deshalb vielleicht eine Form der Hilfe zur Selbsthilfe, um nicht ständig von einem klingelnden Telefon aus der Arbeit gerissen zu werden. Freie und Jung-Journalisten verstecken sich erfahrungsgemäß ohnehin seltener hinter ihrer scheinbaren Unerreichbarkeit. Auf konstruktives Feedback ihrerseits ist in den aller meisten Fällen Verlass. Vielleicht ist der Kontakt per Mail in einer Zeit, in der unaufhörlich News Updates und Push-Nachrichten auf uns einprasseln und in der es uns immer schwerer fällt, den Fokus zu behalten, also tatsächlich ein Konzept, auf das man zunehmend vertrauen sollte.

Wie sieht der Journalismus von morgen aus? Was müssen Journalisten heute schon können? Und wie werden sie sich künftig finanzieren? Es passiert gerade ziemlich viel in der Medienwelt. Welche Richtung dies nimmt, weiß keiner so genau. Und trotzdem: Junge, talentierte Schreiber zieht es weiterhin in den Journalismus. Wir stellen sie in unserer Reihe Junge Journalisten vor: Redakteure, Reporter, Blogger und Publizisten unter 33, die sich schwerpunktmäßig vor allem mit der Online-Branche beschäftigen. Heute im Gespräch: Brian Rotter, Redaktionsassistenz in der Online Redaktion von t3n.

Brian Rotter

1. Seit wann steht für Dich der Berufswunsch Journalist fest? Was gab den Ausschlag?
Puh, gute Frage. Das war ein schleichender Prozess würde ich sagen. So mit 15 habe ich angefangen für die Lokalpresse Spielberichte meiner Handballmannschaft zu verfassen. Da saß ich dann immer auf den Rückfahrten von den Auswärtsspielen mit Block und Kugelschreiber im Bus und habe die Berichte geschrieben. Aber ausschlaggebend war vermutlich meine damalige Politiklehrerin, die meine Hausarbeit über Kroatiens EU-Beitritt nur mit einer Drei bewertete. Der Grund: Mein Sprachstil wäre journalistisch und nicht wissenschaftlich genug, sie könne sich aber vorstellen, dass ich später im Journalismus Erfolg haben könne. Da habe ich mir gedacht, okay, wieso eigentlich nicht und der Berufswunsch stand.

2. Ist Dein Arbeitsalltag wie Du ihn Dir vorgestellt hattest, oder gab es im positiven wie negativen Sinne Überraschungen?

So wie es momentan läuft kann ich mich echt nicht beklagen. Ich arbeite hier bei t3n mit einem motivierten, jungen Team zusammen und meine täglichen Aufgaben gestalten sich auch abwechslungsreich. Positive Überraschungen sind natürlich die Dinge die nicht alltäglich sind. Teamevents aller Art stehen bei uns hoch im Kurs, von Picknick-Ausflügen, einer Schnitzeljagd oder einfach einem spontanen Grillen in der Mittagspause haben wir hier schon jede Menge coole Dinge unternommen.
3. Was war Dein skurrilstes Erlebnis bisher in Deiner Berufslaufbahn?
Das war tatsächlich in meiner Zeit bei Antenne Niedersachsen. Für eine On-Air-Promotion bei der wir in ganz Niedersachsen Cabrios versteckt haben, war ich mit einem Kollegen mal wieder unterwegs. Unser Ziel war es die versteckten Kameras einzurichten, mit denen wir die späteren Gewinner filmten. Da das natürlich nicht tagsüber passieren konnte, stiefelte ich gegen vier Uhr morgens mit Kameraausrüstung, Mikrofon und Co. durchs Unterholz um den optimalen Platz für die Kameras zu finden, die den unter Heuballen versteckten Mini einfangen konnten. Dunkelheit, Bodenbeschaffenheit und meine eventuell vorhandene Tollpatschigkeit sorgten am Ende dafür, dass ich an irgendetwas hängen blieb und mit einem lauten Krachen im Unterholz verschwand. Aber das war nicht das Skurrile daran. Skurril wurde es erst als ich sah über was ich da gestolpert war. Mit Handytaschenlampe bewaffnet konnte ich die leicht verwesten Überreste eines Fuchses ausmachen in dessen Rippenbögen ich mich verfangen hatte. Das war tatsächlich ein sehr skurriles Erlebnis während der Arbeitszeit.
4. Inwieweit nutzt Du das Social Web für Themen-Recherche und -Inspiration?
Klar gibt es auch im Social Web immer mal wieder interessante Themen und Ansätze, aber aktiv suchen tue ich in diesem Bereich nicht. Da hole ich mir die Ideen eher aus meinem guten alten Feed-Reader.
5. Blogger werfen (bewusst) viele der althergebrachten Regeln über den Haufen. Sie schreiben viel subjektiver, kommentierender. Wie wird das den klassischen Fachjournalismus Deiner Meinung nach verändern?
Ich bin ein Freund von diesem Stil. Wichtig ist jedoch, dass man als Journalist seinen eigenen Stil entwickelt und dann unabhängig vom Medium wo die Artikel publiziert werden auch beibehält. Natürlich sollte gerade im Fachjournalismus eine gewisse Seriosität gewahrt werden, allerdings ist es für mich persönlich oft lesenswerter wenn Geschichten erzählt werden und nicht stumpf Fakten vermittelt werden.
6. Ein Artikel über Dich: Welche Überschrift müsste der haben?
„Große Klappe viel dahinter“ wäre denke ich passend. Ich bin nicht auf den Mund gefallen und spreche manchmal schneller als ich denken kann, aber dennoch hat alles was ich sage Sinn und Verstand. Meistens zumindest 😉
7. Was ist Dein Trick, um ruhig Blut vor dem Redaktionsschluss zu bewahren?
Eine gute Organisation ist für mich am Wichtigsten. Selbst wenn es stressig ist und kurzfristig Sachen umgeworfen werden, sollte man sich immer bewusst machen was die Hauptaufgaben sind und diese dann angehen. So ist bei uns am Ende immer alles rechtzeitig fertig gewesen. Gerade in der finalen Phase ist es auch wichtig, unwichtige Tasks abzugeben oder aufzuschieben um sich voll und ganz auf das Projekt konzentrieren zu können.
8. Wie schaltest Du vom Job ab, oder denkst Du rund um die Uhr an die Headline von morgen?
Das kommt immer ganz drauf an was gerade so auf meinem Schreibtisch liegt. Es gibt Tage da sitze ich in der Straßenbahn auf dem Weg nach Hause und plane schon den nächsten Tag durch, aber es gibt auch Tage wo ich mit dem ersten Schritt aus dem Büro Feierabend im Kopf habe. Noch habe ich mir auch noch keine Apps zugelegt die etwas mit der Arbeit zutun habe, auch um abschalten zu können, aber wer weiß wie lange das noch möglich ist. Ansonsten ist mein Abend und mein Wochenende fast immer verplant und ich bin viel unterwegs, da spielt die Arbeit dann auch keine große Rolle mehr und ich gehe motiviert in den nächsten Tag.
9. Wenn wir hier mal den besten Fachartikel küren würden: Welchen Deiner Berichte würdest Du einreichen? Und warum?
Dafür habe ich noch zu wenig Artikel geschrieben die ich hier einreichen könnte. Aber ich habe ein paar Ideen, ich kann mich ja nochmal melden wenn ich soweit bin 😉
10. Kein Mensch ist perfekt. Welchen Ratschlag wolltest Du Deinem Chefredakteur immer schon mal geben?
Wenn mir etwas auf dem Herzen liegt spreche ich das auch an, von daher habe ich gerade absolut nichts was ich ihm mit auf den Weg geben wollen würde 🙂
11. Was machst Du in fünf Jahren?
Wenn alles so läuft wie ich mir das wünsche bin ich irgendwo auf der Welt Sportjournalist. Aber selbst wenn das bis dahin nicht geklappt hat wäre ich schon zufrieden mit meinen dann immer noch jungen 28 Jahren einen festen Job in der Journalismusbranche zu haben.

Wie sieht der Journalismus von morgen aus? Was müssen Journalisten heute schon können? Und wie werden sie sich künftig finanzieren? Es passiert gerade ziemlich viel in der Medienwelt. Welche Richtung dies nimmt, weiß keiner so genau. Und trotzdem: Junge, talentierte Schreiber zieht es weiterhin in den Journalismus. Wir stellen sie  in unserer Reihe Junge Journalisten vor:  Redakteure, Reporter, Blogger und Publizisten unter 33, die sich schwerpunktmäßig vor allem mit der Online-Branche beschäftigen. Heute im Gespräch: Laura Melchior, Volontärin in der Redaktion der Internet World Business.

Laura Melchior
Laura Melchior

1. Seit wann steht für Dich der Berufswunsch Journalist fest? Was gab den Ausschlag?
Die Entscheidung Journalistin zu werden, hat sich bei mir während des Studiums entwickelt. Ursprünglich wollte ich eine wissenschaftliche Karriere einschlagen, doch journalistisches Arbeiten fand ich letztendlich spannender, da es mehr Freiheiten bietet.
2. Ist Dein Arbeitsalltag wie Du ihn Dir vorgestellt hattest, oder gab es im positiven wie negativen Sinne Überraschungen?
Einerseits war er wie ich es mir vorgestellt habe, andererseits aber auch ganz anders. Im Grunde war es wie bei jeder neuen Arbeitsstelle: Man muss die neuen Prozesse kennenlernen und seinen Platz finden. Sehr positiv war in jedem Fall das Team, in dem ich bis heute arbeiten darf. Ich bin immer unterstützt und gefördert worden, aber auch gefordert. All das kam meiner journalistischen Ausbildung immer zugute.
3. Was war Dein skurrilstes Erlebnis bisher in Deiner Berufslaufbahn?
Das skurrilste war, dass ich eine PR-Beraterin, mit der ich kurz zuvor ein Meeting hatte, in München auf einem Geburtstag einer Freundin wiedergetroffen habe. Das war wirklich eine Überraschung, denn zu dieser Zeit habe ich noch nicht lange in der Stadt gewohnt und kannte daher noch nicht viele Leute. Heute sind wir ebenfalls gut befreundet.
4. Inwieweit nutzt Du das Social Web für Themen-Recherche und -Inspiration?
Ich nutze das Social Web vor allem, um mich über aktuelle Trends und News zu informieren. Denn neue Entwicklungen kristallisieren sich in den sozialen Netzwerken meiner Meinung nach schneller heraus, unter anderem weil sie auch oft hier entstehen.
5. Blogger werfen (bewusst) viele der althergebrachten Regeln über den Haufen. Sie schreiben viel subjektiver, kommentierender. Wie wird das den klassischen Fachjournalismus Deiner Meinung nach verändern?
Meiner Meinung nach verwässert das den Journalismus etwas. Es ist oft für den Leser schwer zu unterscheiden, welche Aussagen auf Fakten basieren und welche eine Meinungsäußerung sind. Es gibt nicht umsonst Formate wie beispielsweise einen Kommentar, die für subjektive Meinungsäußerungen gedacht sind.
6. Was ist Dein Trick, um ruhig Blut vor dem Redaktionsschluss zu bewahren?
Viel Schokolade essen 🙂
7. Wie schaltest Du vom Job ab, oder denkst Du rund um die Uhr an die Headline von morgen?
Da ich auch über News aus der Digital-Branche schreibe, habe ich eigentlich den ganzen Tag Augen und Ohren offen, falls etwas Neues passiert. Um abzuschalten gehe ich meistens shoppen, aber das tue ich, wie es sich für jemanden aus der Branche gehört, meistens in diversen Onlineshops.
8. Wenn wir hier mal den besten Fachartikel küren würden: Welchen Deiner Berichte würdest Du einreichen? Und warum?
Keine einfache Frage. Am liebsten führe ich Interviews, denn dabei ergeben sich oft spannende, unerwartete Aspekte, die man im Vorfeld so nicht erwartet hat und die man gut für weitere Artikel im Hinterkopf behalten kann.
9. Was machst Du in fünf Jahren?
Ich bin mir sicher, dass ich dann immer noch so viel Spaß am Schreiben und Texten haben werde. Ansonsten finde ich es gut, dass ich nicht weiß, wo genau ich in fünf Jahren bin – das macht das Leben doch erst spannend ;).

Wie sieht der Journalismus von morgen aus? Was müssen Journalisten heute schon können? Und wie werden sie sich künftig finanzieren? Es passiert gerade ziemlich viel in der Medienwelt. Welche Richtung dies nimmt, weiß keiner so genau. Und trotzdem: Junge, talentierte Schreiber zieht es weiterhin in den Journalismus. Wir stellen sie  in unserer Reihe Junge Journalisten vor:  Redakteure, Reporter, Blogger und Publizisten unter 33, die sich mit der Online-Branche beschäftigen. Heute mit Nadine Wenzlick, die als freie Autorin mit den Schwerpunkten Kultur und Unterhaltung tätig ist.
Sie volontierte beim WOM Magazin, damals Deutschlands meistgelesenes Musikmagazin. Seit 2007 ist sie als freie Autorin tätig und schreibt u.a. für Musikmagazine wie Visions, verschiedene Tageszeitungen wie Die Welt und das Hamburger Abendblatt, für NTV.de und für Werben&Verkaufen.

Nadine Wenzlick
Nadine Wenzlick

1. Seit wann steht für Dich der Berufswunsch Journalist fest? Was gab den Ausschlag?
Ich hatte tatsächlich schon immer Spaß am Schreiben: Schon als Teenager habe ich selbst kopierte Schülerzeitungen verteilt. Da ich außerdem eine große Leidenschaft für Musik habe, fing ich nach der Schule ein Praktikum bei einer Musikzeitschrift an. Eigentlich sollte das nur eine kurze Auszeit vor dem Studium sein. Die Arbeit hat mir allerdings so viel Spaß gemacht, dass ich mit dem Schreiben seitdem nicht mehr aufgehört habe.
2. Ist Dein Arbeitsalltag wie Du ihn Dir vorgestellt hattest, oder gab es im positiven wie negativen Sinne Überraschungen?
Seit Anfang 2007 bin ich Freiberuflerin – einen klassischen „Arbeitsalltag“ habe ich nicht. Insofern ist jeder Tag eine Überraschung. Meine Aufträge sind wahnsinnig abwechslungsreich, vom Lenny-Kravitz-Interview über das Haribo-Unternehmensportrait bis zur die Reisereportage über die Malediven. Natürlich bringt die Selbstständigkeit auch Risiken mit sich. Ich habe über die Jahre etliche Publikationen verschwinden sehen und dadurch auch böse Überraschungen erlebt. Aber wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich meist eine neue. Plötzlich kommt über zig Ecken ein Auftrag, mit dem man nie gerechnet hätte. Davon abgesehen genieße ich die Freiheit, die meine selbstständige Tätigkeit mit sich bringt.
3. Was war Dein skurrilstes Erlebnis bisher in Deiner Berufslaufbahn?
Ich war im Urlaub in Neuseeland als ich plötzlich einen Anruf bekam: Die neuseeländische Dependance der Plattenfirma Universal brauchte jemanden, um der Band Rammstein bei einem Interview als Übersetzer zur Seite zu stehen. Ohne groß nachzudenken, sagte ich zu. Was ich nicht wusste: Das Interview war für eine australische TV-Show. Als es schließlich stattfand, musste ich auf der Interviewcouch neben Gitarrist Paul Landers Platz nehmen. So war ich also plötzlich im australischen Fernsehen. Meine 15 Minuten Ruhm…
4. Inwieweit nutzt Du das Social Web für Themen-Recherche und -Inspiration?
Soziale Netzwerke sind auf jeden Fall ein gutes Hilfsmittel, um auf ungewöhnliche und spannende Themen zu stoßen, deshalb lasse ich mich dort gerne inspirieren. Auch bei der Interview-Recherche sind sie für mich eine wichtige Quelle.
5. Blogger werfen (bewusst) viele der althergebrachten Regeln über den Haufen. Sie schreiben viel subjektiver, kommentierender. Wie wird das den klassischen Fachjournalismus Deiner Meinung nach verändern?
Blogs sind meiner Meinung nach eine tolle Ergänzung zu klassischem Journalismus. Aber auch klassischen Fachjournalismus muss es geben – weil die immer größer werdende Flut an Informationen und Nachrichten den Bedarf an objektiver Einordnung, Sortierung und Bewertung erhöht.
6. Ein Artikel über Dich: Welche Überschrift müsste der haben?
Mit „Nadine Wenzlick bringt neues Musikmagazin auf den Markt“ könnte ich ganz gut leben.
7. Was ist Dein Trick, um ruhig Blut vor dem Redaktionsschluss zu bewahren?
Da braucht es keinen Trick. Je näher der Redaktionsschluss rückt, desto schneller und effektiver arbeite ich. Bisher ist immer alles rechtzeitig fertig geworden.
8. Wie schaltest Du vom Job ab, oder denkst Du rund um die Uhr an die Headline von morgen?
Die Grenzen zwischen Privatleben und Job sind bei mir oft fließend und ich springe auch nach Feierabend oder im Urlaub sofort an, wenn ich irgendwo eine tolle Geschichte entdecke. Ich finde das aber nicht schlimm. Ich bin generell ein neugieriger Mensch, habe immer tausend Fragen im Kopf.
9. Wenn wir hier mal den besten Fachartikel küren würden: Welchen Deiner Berichte würdest Du einreichen? Und warum?
Zählt ein Artikel über die Full Metal Cruise als Fachartikel? Dann vielleicht der. Im Ernst: Die meisten meiner Artikel stammen aus dem Bereich Unterhaltung, viele davon sind Interviews. Aber wenn das jemand küren möchte, nur zu!
10. Kein Mensch ist perfekt. Welchen Ratschlag wolltest Du Deinem Chefredakteur immer schon mal geben?
Ich bin ja zum Glück mein eigener Chef…
11. Was machst Du in fünf Jahren?
Hoffentlich immer noch spannende Geschichten aufschreiben!
 

Wie sieht der Journalismus von morgen aus? Was müssen Journalisten heute schon können? Und wie werden sie sich künftig finanzieren? Es passiert gerade ziemlich viel in der Medienwelt. Welche Richtung dies nimmt, weiß keiner so genau. Und trotzdem: Junge, talentierte Schreiber zieht es weiterhin in den Journalismus. Wir stellen sie  in unserer Reihe Junge Journalisten vor:  Redakteure, Reporter, Blogger und Publizisten unter 33, die sich mit der Online-Branche beschäftigen. Heute mit Dennis Schöberl, Redakteur bei CHIP.
1. Seit wann steht für Dich der Berufswunsch Journalist fest? Was gab den Ausschlag?

Dennis Schöberl
Dennis Schöberl

Ich bin großer Auto- und Technik-Fan, deshalb stand schon früh für mich fest, dass ich später mal etwas mit Autos oder Unterhaltungselektronik machen möchte. Da ich aber nicht der größte Zahlen-Jongleur bin, hab ich mich nach Abbruch meines Fahrzeugtechnik-Studiums (ich wollte es immerhin mal probieren) voll auf Medien und das Schreiben fokussiert.
2. Ist Dein Arbeitsalltag wie Du ihn Dir vorgestellt hattest, oder gab es im positiven wie negativen Sinne Überraschungen?
Meine Abteilung bei CHIP betreibt reinen Online-Journalismus und fokussiert sich vor allem auf Hardware-Tests und Elektronik-Kaufberatung. Aus diesem Grund lässt sich mein Tagesgeschäft zum Beispiel schwer mit dem Redaktions-Alltag einer Tageszeitung vergleichen. Mit klassischen Textformaten wie einem Feature oder einer Reportage komme ich zum Beispiel so gut wie gar nicht in Berührung – dafür stehen bei mir Live-Videos, News, Testberichte, Tipps und Bestenlisten auf dem Plan. Und die Dynamik eines Online-Mediums ist immens – alles muss viel schneller gehen
3. Was war Dein skurrilstes Erlebnis bisher in Deiner Berufslaufbahn?
Besonders abgefahren war ein Anwaltsschreiben eines Smartphone-Herstellers. Ich hatte ein Handy getestet und es war einfach so schlecht, dass das Gerät in der Bestenliste auf dem vorletzten Platz gelandet ist. Das gefiel dem Hersteller nicht besonders und er stellte in seinem Anwaltsschreiben völlig überzogene Forderungen. Am Ende verlief das ganze natürlich im Sande.
4. Inwieweit nutzt Du das Social Web für Themen-Recherche und -Inspiration?
Das Social Web ist ein obligatorischer Bestandteil meines beruflichen Alltags. Ich benutze Twitter, Facebook und RSS-Feeds nicht nur zur Themenrecherche, wir posten auch selbst auf den entsprechenden Kanälen und treten mit den Usern in Kontakt.
5. Blogger werfen (bewusst) viele der althergebrachten Regeln über den Haufen. Sie schreiben viel subjektiver, kommentierender. Wie wird das den klassischen Fachjournalismus Deiner Meinung nach verändern?
In meiner Branche sind Blogger bereits völlig etabliert. Sie reisen genauso wie wir Journalisten zu den Hersteller-Events und großen Messen, betreiben dort einen immensen Aufwand und fischen sogar die ein oder andere Story aus dem Themen-Pool, die uns größeren Medien durch die Lappen geht. Gerade was Testberichte von HiFi & Co. angeht, setzen die User meiner Meinung nach aber doch gerne noch auf vergleichbare und unabhängige Tests wie CHIP sie betreibt.
6. Ein Artikel über Dich: Welche Überschrift müsste der haben?

Wer würde denn sowas lesen wollen?
7. Was ist Dein Trick, um ruhig Blut vor dem Redaktionsschluss zu bewahren?
In einer Online-Redaktion gibt es täglich Deadlines und Dinge, die fertig werden müssen. Man gewöhnt sich dran. Außerdem habe ich ein gutes Verhältnis zu meiner Chefin – da kann man auch mal ein Thema schieben, wenn es nicht rechtzeitig fertig wird.
8. Wie schaltest Du vom Job ab, oder denkst Du rund um die Uhr an die Headline von morgen?
Da ich meistens mit dem Rad unterwegs bin und nach der Arbeit quer durch die Münchner City muss, sehe ich auf dem Heimweg so viele kuriose Situationen zwischen Autofahrern, Fahrradfahrern oder Fußgängern – da ist die Arbeit oft schnell vergessen. Wenn’s nicht klappt, dann wird gekocht oder die PlayStation angeschaltet.
9. Wenn wir hier mal den besten Fachartikel küren würden: Welchen Deiner Berichte würdest Du einreichen? Und warum?
Ich habe mal einen 13-teiligen Artikel über Roaming-Gebühren in der EU geschrieben. Die Fertigstellung hat eine ganze Woche gedauert. Das gibt’s in (m)einer Online-Redaktion eher selten. Da ich am Ende wirklich mega-stolz war, würde ich diesen Artikel einreichen.
10. Kein Mensch ist perfekt. Welchen Ratschlag wolltest Du Deinem Chefredakteur immer schon mal geben?
Ich würde jedem Chefredakteur allgemein empfehlen, in starken Austausch mit seinen Redakteuren zu treten. Umgekehrt sollten die Redakteure auch durchaus darüber im Bilde sein, wie der Chefredakteur seinen Alltag verbringt und an welchen Projekten er gerade sitzt. Nähe zum Team ist wichtig, denke ich.
11. Was machst Du in fünf Jahren?
Da feiere ich meinen 30. Geburtstag 🙂

Wie sieht der Journalismus von morgen aus? Was müssen Journalisten heute schon können? Und wie werden sie sich künftig finanzieren? Es passiert gerade ziemlich viel in der Medienwelt. Welche Richtung dies nimmt, weiß keiner so genau. Und trotzdem: Junge, talentierte Schreiber zieht es weiterhin in den Journalismus. Wir stellen sie  in unserer Reihe Junge Journalisten vor:  Redakteure, Reporter, Blogger und Publizisten unter 33, die sich mit der Online-Branche beschäftigen. Heute mit Anja Reiter, die als Freie Journalistin u.a. für die LEAD digital  und die ZEIT schreibt.
1. Seit wann steht für Dich der Berufswunsch Journalist fest? Was gab den Ausschlag?
Auch wenn das wahrscheinlich allzu romantisch klingt: Journalistin wollte ich wirklich schon immer werden. Als Kind in meiner österreichischen Heimat habe ich meine Schwestern und die Nachbarskinder ständig mit neuen Zeitungsprojekten, Kinderradio-Sendern und nachgestellten  Fernsehnachrichten genervt. Das Highlight: Als plötzlich eine Sau durch das Videobild lief.
2. Ist Dein Arbeitsalltag wie Du ihn Dir vorgestellt hattest, oder gab es im positiven wie negativen Sinne Überraschungen?

Anja Reiter
Anja Reiter

Als Freiberuflerin bin ich mein eigener Chef. Ich liebe meine Flexibilität: Frühmorgens konzentriert an der Reportage arbeiten, dann wichtige Telefonate führen, und in der Mittagspause eine Runde mit dem Mountainbike durch die Isartrails düsen. Danach ist der Kopf wieder frei für knifflige Recherchen oder Themenakquisen. Habe ich viele Aufträge, fällt dafür auch mal ein Wochenende oder ein geplanter Ausflug ins Wasser.
3. Was war Dein skurrilstes Erlebnis bisher in Deiner Berufslaufbahn?
Skurrile Erlebnisse hatte ich schon viele: Als ich ein Altersheim für Prostituierte mitten in Mexiko-Stadt besuchte, um darüber eine Reportage zu schreiben. Als mir ein Dorfbürgermeister keifend (aber unbegründet!) mit einer Klage drohte, weil er meine spitze Feder unterschätzt hatte. Als sich plötzlich ein szenerelevanter Neonazi über Facebook bei mir meldete, um Insider-Informationen mit mir zu teilen.
4. Inwieweit nutzt Du das Social Web für Themen-Recherche und -Inspiration?
Eigentlich bewege ich mich den ganzen Tag im Social Web. Auf Facebook suche ich nach Interviewpartnern, die ihre Erfahrungen mit mir teilen wollen. Auf Twitter verschaffe ich mir ein Stimmungsbild zu einem Ereignis oder lasse mich inspirieren: Was bewegt die Twitter-Gemeinde? Welches Thema wird besonders kontrovers diskutiert?
5. Blogger werfen (bewusst) viele der althergebrachten Regeln über den Haufen. Sie schreiben viel subjektiver, kommentierender. Wie wird das den klassischen Fachjournalismus Deiner Meinung nach verändern?
Der Medienprofi der Zukunft – egal ob Blogger, Printjournalist oder Online-Redakteur – wird durch seine Meinungsstärke, sein breites Erfahrungswissen und seine Prioritätensetzung hervorstechen. Nur Fakten und Infos zusammenzutragen reicht schon lange nicht mehr aus. Ich denke, dass Journalisten hier noch sehr viel von erfolgreichen Bloggern lernen können.
6. Ein Artikel über Dich: Welche Überschrift müsste der haben?
Die Suche nach der Headline überlasse ich dann doch lieber demjenigen, der über mich schreiben möchte. Viel Spaß! 🙂
7. Was ist Dein Trick, um ruhig Blut vor dem Redaktionsschluss zu bewahren?
Ein Geständnis: Wenn es um Deadlines geht, bin ich ein ganz schlimmer Streber. Ziemlich altmodisch hängt über meinem Schreibtisch ein Papierkalender, in den ich alle wichtigen Deadlines kritzle. Mit größeren Stücken bin ich meistens schon einen Tag vor der Abgabe fertig. Der Grund: Ich hasse Stress! Deshalb versuche ich meine Recherchen so organisiert und durchdacht wie möglich durchzuführen.
8. Wie schaltest Du vom Job ab, oder denkst Du rund um die Uhr an die Headline von morgen?
Abschalten ist schwierig. Meine journalistische Nase ist auch beim Feierabend-Bier mit Freundinnen dabei. Denn die besten Ideen entstehen im Gespräch mit Freunden und Fremden – oder eben im Social Web. Wer die Leidenschaft zum Beruf macht, muss damit leben, dass es keinen klassischen Feierabend gibt.
9. Wenn wir hier mal den besten Fachartikel küren würden: Welchen Deiner Berichte würdest Du einreichen? Und warum?
Im Fachjournalismus tummle ich mich noch nicht allzu lang. Bisher habe ich vor allem für Publikumsmedien wie DIE ZEIT, Spiegel Online oder den Berliner Tagesspiegel geschrieben.Für LEAD Digital verfasste ich neulich einen Artikel über den Supermarkt der Zukunft; für DIE ZEIT schrieb ich schon über Industrie 4.0 im Mittelstand, Crowdsourcing  oder Gamification.
10. Kein Mensch ist perfekt. Welchen Ratschlag wolltest Du Deinem Chefredakteur immer schon mal geben?
Manchmal wünsche ich mir, die Redaktionen würden sich besser in die Lage von uns Freiberuflern versetzen. Wir haben unterschiedliche Auftraggeber und Deadlines, mit denen wir jonglieren müssen. Da können wir nicht jede Nachfrage innerhalb von einer halben Stunde erledigen.
11. Was machst Du in fünf Jahren?
Hoffentlich dasselbe, nur noch besser!
 
Anja Reiter, geboren 1988, studierte Journalismus, Geschichte und Politikwissenschaften in Graz und München. Nach einer Hospitanz in der Hamburger ZEIT-Redaktion schreibt sie heute als freie Journalistin u.a. für „Die Zeit“, „enorm“ und „Lead Digital“ über Wirtschaft, Bildung und Digitales. Sie wohnt und arbeitet in München. Auf Twitter ist Anja unter @die_anjuschka zu finden.

Wie sieht der Journalismus von morgen aus? Was müssen Journalisten heute schon können? Und wie werden sie sich künftig finanzieren? Es passiert gerade ziemlich viel in der Medienwelt. Welche Richtung dies nimmt, weiß keiner so genau. Und trotzdem: Junge, talentierte Schreiber zieht es weiterhin in den Journalismus. Wir stellen sie  in unserer Reihe Junge Journalisten vor:  Redakteure, Reporter, Blogger und Publizisten unter 33, die sich mit der Online-Branche beschäftigen. Heute mit Julia Wadhawan, Redakteurin bei der absatzwirtschaft, wo sie die Leitung des Ressorts Technik und Innovation inne hat.
1. Seit wann steht für Dich der Berufswunsch Journalist fest? Was gab den Ausschlag?

Julia Wadhawan, absatzwirtschaft, Junge Journalisten
Julia Wadhawan

Nach der Schule habe ich zuerst angefangen Musik zu studieren. Ich merkte aber schnell, dass mir das zu diesem Zeitpunkt zu einseitig war. Ich brach also ab und stand erneut vor der Frage, was mir eigentlich Spaß macht. Weil mir die Antwort schwer viel – ich finde an so vielen Dingen Interesse – habe ich auch meine Studien-Fächer recht breit gestreut gewählt: Publizistik, Jura, Philosophie. Durch eine Bekannte kam ich dann zur Lokalzeitung, ich brauchte ja einen Nebenjob. Das machte mir viel Spaß, weil ich mehrere Dinge tun konnte, die ich liebe: Lernen, Menschen begegnen, lesen, schreiben. Ich war immer eine Leseratte und habe schon in der Grundschule Gedichte und Geschichten geschrieben. Auf den Nebenjob folgten dann verschiedene Praktika. Den Entschluss, letztlich Journalistin zu werden, habe ich aber erst gegen Ende meines Studiums gefasst, es folgte das Volontariat beim Handelsblattverlag.
2. Ist Dein Arbeitsalltag wie Du ihn Dir vorgestellt hattest, oder gab es im positiven wie negativen Sinne Überraschungen?
Ich weiß gar nicht mehr genau, wie ich mir den Alltag vorgestellt habe – oder ob ich überhaupt eine Vorstellung davon hatte. Es kommt ja immer darauf an, in welchem Bereich man im Journalismus arbeitet – als Autor, Reporter oder Redakteur etwa. Momentan bin ich irgendwie alles, die Abwechslung macht mir Spaß. Manchmal wünsche ich mir aber, ein wenig mehr rauszukommen. Das viele Sitzen ist nichts für mich.
3. Was war Dein skurrilstes Erlebnis bisher in Deiner Berufslaufbahn?
Eine regierungsnahe Institution in Singapur wollte erheblichen Einfluss auf ein journalistisches Projekt nehmen, dass meine Volontärsklasse dort umgesetzt
hat. Sie wollten unsere Gesprächspartner wissen und Themen bestimmen. Das fand ich befremdlich und hat uns gezeigt, wie stark die Presse in anderen Ländern kontrolliert wird. Nachdem mein Beitrag über das politische System im Heft erschien, haben sie im Verlag angerufen und sich beschwert.
4. Inwieweit nutzt Du das Social Web für Themen-Recherche und -Inspiration?
Facebook und Twitter sind wichtige Nachrichtenquellen für uns. Ich schaue jeden Tag mehrfach auf die Plattformen, um Themen zu scannen.
5. Blogger werfen (bewusst) viele der althergebrachten Regeln über den Haufen. Sie schreiben viel subjektiver, kommentierender. Wie wird das den klassischen Fachjournalismus Deiner Meinung nach verändern?
Ich glaube, dass die Branche dadurch menschlicher wird und das kann ihr durchaus gut tun. Das richtige Maß ist dabei natürlich wichtig.
6. Ein Artikel über Dich: Welche Überschrift müsste der haben?
„Eine Frau, sieben Leben“ oder „Volkskrankheit Entscheidungslegasthenie“ – beide Titel führen darauf zurück, dass ich mich manchmal seeeehr schwer tue, mich zu entscheiden und meistens zu viele Dinge auf einmal tun und zu viele Menschen auf einmal sein will.
7. Was ist Dein Trick, um ruhig Blut vor dem Redaktionsschluss zu bewahren?
Richtigen Druck zum Redaktionsschluss haben wir eigentlich nicht, da wir monatlich erscheinen. Die Produktion läuft also immer nebenher. Wenn ich mich stark konzentrieren muss, hilt: Kopfhörer auf oder Oropax rein, heißer Tee und einfach weiter machen.
8. Wie schaltest Du vom Job ab, oder denkst Du rund um die Uhr an die Headline von morgen?
Mir ist es sehr wichtig, nicht nur Journalistin oder Redakteurin zu sein. Obwohl ich gestehen muss, dass ich bereits dieser Berufsrankheit erlegen bin: Jede Geschichte wird im Kopf zur Headline geformt. Aber wenn ich die Bürotür hinter mir zuziehe, lasse ich zumindest auch die alttäglichen Aufgaben hinter mir. Das gelingt mir ganz gut. Ich mache dann Sport oder Musik oder treffe mich mit Freunden zum Doppelkopf spielen;-)
9. Wenn wir hier mal den besten Fachartikel küren würden: Welchen Deiner Berichte würdest Du einreichen? Und warum?
Ich bin nicht gut darin, meine eigene Arbeit zu loben.
10. Kein Mensch ist perfekt. Welchen Ratschlag wolltest Du Deinem Chefredakteur immer schon mal geben?
Hat diese Frage  bisher jemand wirklich beantwortet?
11. Was machst Du in fünf Jahren?
Das kann ich jetzt nicht entscheiden.
 
Julia Wadhawan, 1987 geboren, studierte Publizistik, Journalismus, Philosophie und Öffentliches Recht in Mainz und Bogotá. Erste Schreib-Schritte  machte sie im Lokaljournalismus in Mainz, später folgten Ausflüge zum WDR, Deutsche Welle, Horizont und ins ARD Auslandsstudio Singapur. Julia Wadhawan absolvierte eine Ausbildung zur Redakteurin an der Georg von Holtzbrink-Schule für Wirtschaftsjournalisten und war danach für Meedia.de, absatzwirtschaft, Handelsblatt und Die Zeit tätig. Aktuell hat sie die Leitung des Ressorts Technik & Innovation beim  Fachmagazin absatzwirtschaft inne und ist weiterhin als freie Autorin in Hamburg tätig. Twitter @JuliaAnjuli

Wie sieht der Journalismus von morgen aus? Was müssen Journalisten heute schon können? Und wie werden sie sich künftig finanzieren? Es passiert gerade ziemlich viel in der Medienwelt. Welche Richtung dies nimmt, weiß keiner so genau. Und trotzdem: Junge, talentierte Schreiber zieht es weiterhin in den Journalismus. Wir stellen sie  in unserer Reihe Junge Journalisten vor:  Redakteure, Reporter, Blogger und Publizisten unter 33, die sich schwerpunktmäßig vor allem mit der Online-Branche beschäftigen. Heute im Gespräch: Giuseppe Rondinella, Volontär in der Redaktion von HORIZONT.

Giuseppe-Rondinella
Redakteur Giuseppe Rondinella, Quelle: HORIZONT

1.  Seit wann steht für Dich der Berufswunsch Journalist fest? Was gab den Ausschlag?
Ich habe während des Abiturs bemerkt, dass ich gerne mit der deutschen Sprache spiele, mit Wörtern jongliere und an Formulierungen feile. Daraufhin habe ich Publizistik studiert. Der Weg in den Journalismus war dann nicht mehr weit.
 2. Ist Dein Arbeitsalltag wie Du ihn Dir vorgestellt hattest, oder gab es im positiven wie negativen Sinne Überraschungen?
Mein Arbeitsalltag ist tatsächlich so, wie ich ihn mir vorgestellt hatte. Wenn man vor, während oder nach dem Studium zahlreiche Praktika absolviert (Stichwort: Generation Praktikum), kann man ziemlich gut abschätzen, was später auf einen zukommt. Deshalb kann ich nicht von Überraschungen sprechen.
3. Was war Dein skurrilstes Erlebnis bisher in Deiner Berufslaufbahn?
Das war während meiner Zeit als freier Lokaljournalist. Ich war für ein Interview mit einem Vereinsvorsitzenden verabredet. Der erschien zwar pünktlich am vereinbarten Ort, war aber stark alkoholisiert. Das Interview musste verschoben werden. Ich hab’s mit Humor genommen.
4. Inwieweit nutzt Du das Social Web für Themen-Recherche und -Inspiration?
Ich nutze eigentlich fast alles, was nicht bei 3 wieder aus dem App-Store gelöscht wurde. Die wichtigsten Recherche-Plattformen für mich sind ganz klar Twitter, Facebook und Xing. Ich schreibe über die Marketing-, Medien- und Agenturenbranche – und die tummelt sich dort nun mal.

Journalisten brauchen eine klare Haltung

5. Blogger werfen (bewusst) viele der althergebrachten Regeln über den Haufen. Sie schreiben viel subjektiver, kommentierender. Wie wird das den klassischen Fachjournalismus Deiner Meinung nach verändern?
Diese Veränderung hat längst begonnen. Journalismus im Allgemeinen wird subjektiver, kommentierender. Das muss nicht unbedingt etwas schlechtes sein. In Zeiten der Informationsüberflutung im Internet fordern einige Leser bzw. Zuschauer genau das: eine klare Haltung des Journalisten. Nicht umsonst ist Anja Reschke vor kurzem für ihren berühmten Tagesthemen-Kommentar zur Journalistin des Jahres gewählt worden. Weil sie eine klare Haltung zeigte.
6. Ein Artikel über Dich: Welche Überschrift müsste der haben?
Irgendwas mit „Katze“, „Putin“ und „Ronaldo“ – damit der Artikel auch häufig geklickt wird.
7. Was ist Dein Trick, um ruhig Blut vor dem Redaktionsschluss zu bewahren?
Meine Lehrerin sagte mir einst, ich würde unter Druck die besten Arbeiten abgeben. Sie hat Recht. Insofern fiebere ich dem Redaktionsschluss immer entgegen.
8. Wie schaltest Du vom Job ab, oder denkst Du rund um die Uhr an die Headline von morgen?
An die Headline nicht, aber wenn man rund um die Uhr bei Facebook oder Twitter abhängt, stößt man immer wieder auf interessante Themen, die nicht selten auch zu Artikeln verarbeitet werden. Um wirklich abschalten zu können, muss ich eines tun: abschalten – und zwar Smartphone, Laptop und Fernseher.
9. Wenn wir hier mal den besten Fachartikel küren würden: Welchen Deiner Berichte würdest Du einreichen? Und warum?
Das ist echt nicht einfach. Angesichts der Vielzahl von Texten, die ich geschrieben habe, ist der Überblick mittlerweile verloren gegangen. Aber die sind natürlich alle Pulitzer-Preis-verdächtig.
10. Kein Mensch ist perfekt. Welchen Ratschlag wolltest Du Deinem Chefredakteur immer schon mal geben?
Sollte ich mal einen Ratschlag haben, werde ich ihn im privaten Gespräch äußern.
11.Was machst Du in fünf Jahren?
Atmen. Alles andere wird sich ergeben.

Wie sieht der Journalismus von morgen aus? Was müssen Journalisten heute schon können? Und wie werden sie sich künftig finanzieren? Es passiert gerade ziemlich viel in der Medienwelt. Welche Richtung dies nimmt, weiß keiner so genau. Und trotzdem: Junge, talentierte Schreiber zieht es weiterhin in den Journalismus. Wir stellen sie  in unserer Reihe Junge Journalisten vor:  Redakteure, Reporter, Blogger und Publizisten unter 33, die sich schwerpunktmäßig vor allem mit der Online-Branche beschäftigen. Heute im Gespräch: Tina Bauer, Redakteurin bei OnlineMarketing.de.

Copyright: Miriam Bundel
Tina Bauer/Copyright: Miriam Bundel

1. Seit wann steht für Dich der Berufswunsch Journalist fest? Was gab den Ausschlag?
Zu meinem jetzigen Beruf bin ich eher zufällig gekommen. Zwar wollte ich schon während der Schulzeit Journalismus studieren, bin von den Plänen aber wieder abgekommen und habe mich letztendlich für Sozialwissenschaften entschieden. Nach dem Abschluss und einigen kurzen Irrwegen stand für mich fest, dass ich in der Onlinebranche arbeiten will. Dass es  letztendlich doch Journalismus geworden ist, war dann wohl Schicksal.
2. Ist Dein Arbeitsalltag wie Du ihn Dir vorgestellt hattest, oder gab es im positiven wie negativen Sinne Überraschungen?
Negative Überraschungen gab es überhaupt nicht, das liegt größtenteils sicher am Arbeitsklima bei uns. Redaktionsarbeit ist in der Regel mit viel Stress und Zeitdruck verbunden. Beides gibt es bei uns natürlich auch mal, aber das sind Ausnahmen. Manche Themen sind extrem zeitkritisch, aber auch das macht unglaublich viel Spaß, erst da merkt man, was man eigentlich leisten kann. Positiv „überraschend“ ist die Abwechslung bei den Aufgaben, die Selbstbestimmung und die Kompetenz, die man in einem vernünftigen Startup schnell erlangt.
3. Was war Dein skurrilstes Erlebnis bisher in Deiner Berufslaufbahn?
Wo soll ich anfangen? Nein, im Ernst:  Neben absolut absurden Praktikumserfahrungen mit latent grenzwertig gelaunten Vorgesetzten, gab es einen skurrilen Kunden während meiner Fotodesigner-Laufbahn: Während des Studiums habe ich Haustiere fotografiert und hatte gewissermaßen einen Namen, so dass ich beauftragt wurde, einen Katalog zu bebildern. Die Tierbesitzer bekamen dann ein Gratisshooting, Fotos und Belegexemplare. Alle waren hocherfreut, nur einem Katzenzüchter dauerte die Nachbearbeitung zu lange. Nachdem ich nach zwei Wochen (ich habe nebenbei studiert und weiterhin kostenpflichtige Shootings durchgeführt, um meinen Lebensunterhalt finanzieren zu können) immer noch nicht mit seinen Bildern um die Ecke kam, schrieb er mir, ich könne mir die Fotos seiner Katzen „dahin schieben, wo die Sonne nicht scheint“.
4. Inwieweit nutzt Du das Social Web für Themen-Recherche und -Inspiration?
Bei mir läuft Facebook den ganzen Tag nebenbei, da habe ich alle für mich relevanten Publisher abonniert und jede Neuigkeit sofort im Blick. Ansonsten schaue ich 2-3x täglich bei Feedly rein, auch da: gleiches Spiel. Social ist aber auch mehr oder weniger mein Ressort bei uns, da sollte ich dem gegenüber schon eine gewisse Affinität aufweisen.
5. Blogger werfen (bewusst) viele der althergebrachten Regeln über den Haufen. Sie schreiben viel subjektiver, kommentierender. Wie wird das den klassischen Fachjournalismus Deiner Meinung nach verändern?
Ich weiß nicht, ob Blogger so einen großen Einfluss auf den klassischen Journalismus haben. Ich vertrete allerdings die Ansicht, dass man die Gesellschaft nicht verändern kann, sondern sich auf die Veränderungen einstellen muss. Konsumenten legen immer mehr Wert auf Authentizität und vertrauen auf „echte“ Meinungen. Da kann die Neutralität etablierter Medien manchmal schon zum Nachteil sein. Ich finde beides hat seine Daseinsberechtigung und glaube nicht, dass der Qualitätsjournalismus unter Bloggern leiden muss. Kolumnen gab es ja auch schon immer und auch die spiegeln die Meinung des Autors wider. Diskutabel ja, das ist ja auch Sinn und Zweck – aber verändert haben auch die den Journalismus nicht zum Negativen. Sie sind die Würze. Gerade im Onlinebereich müssen Publisher sich auf die Bedürfnisse der Konsumenten einstellen, um überhaupt Erfolg haben zu können. Ich denke, die Entwicklung in der nächsten Zeit wird spannend.
6. Ein Artikel über Dich: Welche Überschrift müsste der haben?
Digital Nomad: Deutsche Redakteurin verlegt ihren Arbeitsplatz dauerhaft an karibischen Strand 😀
7. Was ist Dein Trick, um ruhig Blut vor dem Redaktionsschluss zu bewahren?
Zum Glück gibt es so etwas bei uns nicht. Aber, wie oben schon beschrieben, kommen hin und wieder ziemlich zeitkritische Meldungen rein und da ist es dann wichtig, wirklich Vollgas zu geben. Und ich kann die Uhr danach stellen, dass, wenn es mich trifft, im gesamten Büro lautstark über Fußball geredet wird. Ruhig Blut bewahre ich, indem ich meine Kopfhörer aufsetze und Konzentrationsmusik höre. Klingt komisch, bringt aber tatsächlich viel.
8. Wie schaltest Du vom Job ab, oder denkst Du rund um die Uhr an die Headline von morgen?
Wenn ich jeden Tag sehe, wie die Gedanken bei einigen Leuten 24/7 um den Job kreisen, fällt es mir sehr leicht den Cut zu machen, nachdem ich die Bürotür hinter mir zugezogen habe. Ganz selten denke ich auf Formulierungen oder Themen rum, aber das nimmt mich nicht ein und macht auch noch Spaß. Und letzteres ist bei jedem Job das Wichtigste. Dann klappt’s auch mit dem Abschalten.
9. Wenn wir hier mal den besten Fachartikel küren würden: Welchen Deiner Berichte würdest Du einreichen? Und warum?

Das kann ich so gar nicht sagen. Ich mag generell gern Stories aus den Social Networks. Vor kurzem etwa ging es in einer Geschichte um die erste Instagram Userin, die es mit ihren Bildern in die renommierte Tate Galerie London geschafft hat, indem sie ihre Follower hinters Licht geführt hat.
10. Kein Mensch ist perfekt. Welchen Ratschlag wolltest Du Deinem Chefredakteur immer schon mal geben?
Er soll bitte so bleiben, wie er ist.
11. Was machst Du in fünf Jahren?
Das weiß ich in fünf Jahren.

Katharina Schneider Junge Journalisten cocodibu IWB Internet World Business
Katharina Schneider

 
Wie sieht der Journalismus von morgen aus? Was müssen Journalisten heute schon können? Und wie werden sie sich künftig finanzieren? Es passiert gerade ziemlich viel in der Medienwelt und der Kurs ist noch nicht ganz ausgelotet. Neudeutsch heißt das: Der Journalismus durchläuft gerade eine disruptive Phase. Wie die verläuft, wissen wir auch nicht. Aber wer die Medien in Zukunft gestalten wird, das wissen wir schon jetzt. Deshalb stellen wir Euch/Ihnen in unserer Reihe „Junge Journalisten“ Redakteure, Reporter, Blogger und Publizisten unter 33 vor, die die Branche kennen und lesen sollte. Heute im Gespräch: Katharina Schneider, Redakteurin bei der INTERNET WORLD Business.
1. Seit wann steht für Dich der Berufswunsch Journalist fest? Was gab den Ausschlag?
Ich bin eigentlich eher durch Zufall zum Journalismus gekommen. Ursprünglich war ich schon für ein Promotionsprogramm angemeldet, das allerdings erst in einem halben Jahr losgehen sollte. Dann habe ich gesehen, dass Eurosport spontan einen Praktikanten gesucht hat und mich beworben. So bin ich dann zum Journalismus gekommen. Ausschlaggebend dafür, dass Programm abzusagen und im Journalismus zu arbeiten war für mich, dass man viel mit unterschiedlichen Menschen und Themen zu tun hat. Es gibt immer neue Entwicklungen und neuen Input und daher auch keinen Stillstand im Alltag.
2. Ist Dein Arbeitsalltag wie Du ihn Dir vorgestellt hattest, oder gab es im positiven wie negativen Sinne Überraschungen?
Dass man, besonders in einer Online-Redaktion, mit sehr viel mehr beschäftigt ist als zu schreiben und zu recherchieren habe ich glaube ich nicht gedacht, als ich noch nicht fest in einer Redaktion gearbeitet habe.
3. Was war Dein skurrilstes Erlebnis bisher in Deiner Berufslaufbahn?
Da gab es schon einiges. Angebote, bei einem großen Online-Shop umsonst einzukaufen nach einem Interview zum Beispiel. Und der Pressesprecher eines Verbandes hat mir mal vorgeworfen, ich würde ihn den Job kosten. Er hat mir auch mit Klage und „Vernichtung“ gedroht, wenn ich ihn so zitiere wie ich es wollte.
4. Inwieweit nutzt Du das Social Web für Themen-Recherche und -Inspiration?
Ich nutze Social Media sehr viel. Gerade in unserem Tech-Bereich sind soziale Netzwerke eine wichtige Informationsquelle. Ich finde den Newsfeed außerdem eine sehr angenehme Art, immer auf dem Laufenden gehalten zu werden. Und es ist natürlich wichtig, da wir ja viel über Social Media schreiben, genau zu wissen, was wie funktioniert.
5. Blogger werfen (bewusst) viele der althergebrachten Regeln über den Haufen. Sie schreiben viel subjektiver, kommentierender. Wie wird das den klassischen Fachjournalismus Deiner Meinung nach verändern?
Wir können natürlich nicht so subjektiv schreiben wie Blogger. Besonders wenn man Unternehmen oder Produkte hochjubelt wird es problematisch und hört sich sofort nach Pressemitteilung an. Allerdings denke ich, dass in Zeiten, in denen immer mehr Blogger-Marketing betrieben wird, der klassische Journalismus besonders wichtig ist. Ob der Artikel eines Bloggers gekauft ist, ist oft nicht ersichtlich für den Leser. Auch für klassische Journalisten ist es wichtig, nicht nur neue Entwicklungen objektiv zu vermelden, sondern sie vor allem einzuordnen. Und das ist immer etwas Subjektives.
6. Ein Artikel über Dich: Welche Überschrift müsste der haben?
Oh, keine Ahnung. Vielleicht „Die 7 dunkelsten Geheimnisse von Katharina Schneider. Nummer 2 hat uns wirklich überrascht“. Er soll ja gut geklickt werden 😉
7. Was ist Dein Trick, um ruhig Blut vor dem Redaktionsschluss zu bewahren?
Ich arbeite immer besser, schneller und effektiver unter Druck. Also mag ich den Redaktionsschluss.
8. Wie schaltest Du vom Job ab, oder denkst Du rund um die Uhr an die Headline von morgen?
Man ist natürlich ständig mit News und Technik konfrontiert. Da kommen schon auch nach Feierabend Ideen für Artikel und Recherchen. Abschalten kann ich aber immer, wenn ich mit meinem Hund spazieren gehe, mich mit Freunden treffe oder auf ein Konzert gehe.
9. Wenn wir hier mal den besten Fachartikel küren würden: Welchen Deiner Berichte würdest Du einreichen? Und warum?
Ich schreibe sehr gerne über Daten, sowohl was die technische als auch die rechtliche und gesellschaftliche Seite anbelangt. Ich habe mal ein Plädoyer für eine digitale Ethik und einen verantwortungsvolleren Umgang mit Daten geschrieben. Und da unter anderem Michel Foucault-Theorien aufs Internet übertragen. Das war für die Branche wahrscheinlich nicht das, was sie hören wollte, aber war für mich sehr persönlich.
10. Kein Mensch ist perfekt. Welchen Ratschlag wolltest Du Deinem Chefredakteur immer schon mal geben?
Ich würde meinem alten Chefredakteur von Eurosport gerne sagen, dass er sich von Vorurteilen über das Können von Frauen, wenn es um Sportjournalismus geht, verabschieden sollte.
11. Was machst Du in fünf Jahren?
In fünf Jahren kann sich viel ändern. Ich werde sicherlich weiterhin im Journalismus bleiben aber welches Medium oder welcher Themenbereich weiß ich nicht. Sehr wahrscheinlich entweder Digitales oder Sport.
 
Über Katharina Schneider
Katharina Schneider studierte Germanistik an der Ludwig-Maximilian-Universität München. Nach ihrem Magister 2013 sammelte sie zunächst redaktionelle Erfahrungen bei Eurosport. Danach folgte ein Volontariat beim Hamburger Fachmagazin für Marketing und Kommunikation OnetoOne. Seit 2016 ist sie festes Mitglieder der Online-Redaktion der INTERNET WORLD Business in München.